Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
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Roman von Georg Hartwig. 1)
in's Geſicht. Ex glaubte, ein flammendrothes Mal der Scham auf Jrma's Stixne brennen zu ſehen, und ſie that, als habe ſie die Beleidigung niht vernommen.
Margarethe, welche feinen Blik inſtinktiv ſuchte, vèr= mochte ihre Angſt nicht länger zu bekämpfen. Sie ſprang auf, aber es drehte ſich Alles vor ihren Augen wie in Wirbel. Erſt als ſie mitleidévolle Stimmen um ſich murmeln hörte: ¡Das arme Kind, wie es leidet dur dieſe Skandalgeſchichte |“ raffte ſie ihre Kraft energiſch zu= ſammen und eilte auf Meiſchi> zu. Sie traf ihn in dèr Mitte des Saales. Troß dex Unſicherheit ihres Empfinz dens bemerkte ſie jene beängſtigende Entſchloſſenheit iù ſeiner Miene, welche Mitleid ausſ{ließt. \
„Sie fühlen ſih unwohl ?“ ſagte er ſchroff. „Wir fah= xen ohne Verzug nah Hauſe!“
Bereitwillig legte ſie ihren zitternden Arm in den ſeinen und folgte ihm zu Jrma's Sib.
Dieſe hatte der Geſellſchaft den Rücken geivandk und ſprach fröhlich mit Dreyſing, welchen ſie um ſeiner ernſten Miene halber ne>te.
Freiberg ſtand auf ihre Stuhllehne geſtüzt. Jn ſeiner Bruſt tobte ein Sturm. Was hätte ex darum gegeben, die Läſterzungen aus ſeinem Hauſe weiſen zu dürfen, um der geliebten Frau eine glänzende Satisfaktion zu ver= ſchaffen. Nux fünf Minuten noh allein mit ihr, und Alles war entſchieden, jeder Kampf beendet. Irma war ſtark, wax furchtlos und liebte ihn. :
Der Juſtizrath ſah den Amksrichter kommen. EL? wußte nicht, warum ihm das ſanfte Antlib Margarethens
Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd, IT. 3