Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Noman von Georg Hartwig. 35
vor Entrüſtung bebende Stimme des Grafen ſie inne= halten ließ.
„Jh dächte, Jhrer Frau Gemahlin ſtände vor Allen das Recht zu, über ſich ſelbſt zu entſcheiden!“
„Aber ih,“ fiel Dreyſing auf's Aeußerſte beunruhigt ein, „halte dafür, daß unſere liebenswiünrdige Wirthin ſich Ruhe daheim gönnt!“
Meiſchi> zu>te zu beiden Aeußerungen verächtlich die Achſeln. „Auf Wiederſehen, meine Herren! F< bitte, fi nicht ſtören zu laſſen, wir finden den Weg allein!“
Ex zog mit unwiderſtehlihem Dru> Jrma's Hand in ſeinen Arm und verließ mit beiden Frauen den Tanzſaal.
Pfeilſchnell glitt der Schlitten dux die Winternacht, über wel<he jeßt der Vollmond in leuchtender Klarheit Wache hielt. Unter ſeinem ſilbernen Bli> lagen die bez reiften Triften rings umher wie ein lang hingeſtre>ter flimmernder See zwiſchen den eisbehangenen Bäumen, deren Zweige fich leiſe wie im Traum bewegten. Auf der Höhe des Weges breitete ſi<h no< einmal das aus allen Fen= ſtern lictſtrahlende Schloß Kronthal vor den Augen dev Fahrenden aus, lo>end ſchön wie ein Feenpalaſt in Märchengebilden — dann ſank es dahin, ſie fühlten es alle Drei, für immer.
Meiſchi>'s Bli> ſtreifte weder das herrliche Landſchafts= bild, noh die Züge ſeiner Gefährtinnen. Das Läuten dev SyhlittengloXen ſchnitt ihm ſ{hmerzli< dur< ſein raſtlos arbeitendes Hirn, welches den Kern dieſes Wirrſals noh immer nicht exfaßte. Eine- peinigende Nervoſität, dur gewaltſame Selbſtbeherrſhung äußerlich verhüllt, ließ ihn