Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
36 Der Talisman des Weibes.
das Ende dieſer unglil>ſeligen Fahrt kaum erwarten, Was jeht kommen mußte, eine Scene unwürdigen Kampfes und Streites, ihm ſo tief verhaßt als unausbleiblih, dünkte ihm zuleßt Exlöſung aus dieſer ſtummen Qual.
Die Stadt wax erreicht. Durch finſtere, enge Straßen ſausten ſie in unverminderter Eile dahin. Der helle Mondesglanz malte verzerxte Rieſenſchatten auf das ſpiegel= glatte Pflaſter, an die kahlen Häuſermauern, welche der Hocherregten Seele Jrma's wie eben ſo viele furchterregende Gefängniſſe erſchienen.
Jeßt hielten ſie unter lautem Peitſchenknall. Meiſchi> ſprang zur Erde. Mit ſprechender Geberde wies die junge Frau Mangarethens Unterſtüßung zurü> und betrat, athem= los vom ſ{nellen Treppengang, zuerſt ihr Gemach. Das junge Mädchen beabſichtigte eine Kerze anzuzünden, als dex Amksrichter ſie exſuchte, ihn mit ſeiner Gattin allein zu laſſen. Gehorſam zog Margarethe ſich na< unverſtänd= lich dargebrahtem Gutenachtgruß zurü.
Jxma, troh aller Vorbereitung klopfenden Herzens, ſah ihren Gatten haſtig Pelz und Hut auf den Divan ſhleudern, bevor ex ſchweren Schrittes auf und nieder zu gehen begann. Er ſuchte offenbar nah Worten.
Jhr ward bange in dem geiſterhaften Dämmerſchein. Sie warf gleichfalls die Umhüllungen beiſeite und ſte>te ſchnell einige Kerzen an; das hell auffla>ernde Licht der= ſelben gab ihr einen Theil ihrer Unerſchro>enheit zurüdt.
„Jrma —!“
Sie zu>te bei dieſer harten Stimme zuſammen.
„Jrma, Du haſt das Ziel erreicht, Du haſt Dich los=
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