Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. 37
geſagt von den Pflichten der Weiblichkeit, Du haſt meine Achtung, niein Vertrauen eingebüßt. So weit find wix durch Dein verwerflihes Spiel gekommen, daß die ärmſte Tagelöhnersfrau Dix ein Beiſpiel der Moralität geben kann, daß Diejenigen, wel<he Dein geiſtiger Hochmuth als unzurehnungsfähig bezeichnete, morgen mit den Fingern auf Dich weiſen dürfen !“ „Sage das niht noh einmal!“ fuhr ſie drohend auf. „Fühlſt Du wirklich noch eine Regung der Scham? Du, die dem Urtheil einer ganzen Geſellſchaft unweiblichen Troß entgegenſehßte? Die ſich nicht ſcheute, den unſchuldigen Bli>ken Margarethens das verächtliche Schauſpiel einer voll= endeten Kokette zu geben? Die ſich exkühnte, in meiner Gegen= wart dem Grafen Aufmunterungen zu ſchenken, welche meine Würde, meine Ehre dem allgemeinen Geſpött preisgeben 2“ „Und was thateſt Du in den Jahren unſerer Che anders, als meine Frauenwürde ſyſtematiſ<h zu Boden zu drücken?“ rief ſie zitternd vor leidenſchaftlicher Entrüſtung. „Waren Deine ſpöttiſhen Bevormundungen etwas Beſſeres als Mißachtung, die fortgeſeßten Zurückweiſungen eiwas Beſſeres als Liebloſigkeit? Und Du wixfſt mir einen Vertrauensbru< vox, den Du ſelbſt von Anfang unſerer Che an begangen haſt und bis heute, bis jet zu dieſer Stunde haſt anwachſen laſſen bis zur offenbaren Beleidigung ?“ „Weil ih der Thor war, eine edle, bildungsfähige Seele in Deinex ſchönen Hülle zu wähnen, beging ih den Mißgriff, Dich erziehen zu wollen, unermüdet, Du weißt es! Mein Dank iſt, daß Du den faden, oberflächlichen Galauterien eines unreifen Knaben mehr Gewicht beilegſt —“