Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Roman von Georg Hartwig. 41

gehe ih niht!“ rief ſie. „Erſt ſollſt auh Du mich zu Ende hören! Dieſe Stunde wird nie wiederkehren, weil Du in meinem Hexzen fortan todt biſt! So will ih jebt aufe richtig ſein, denn mag mein Vergehen ſündig heißen in Deinen Augen, freidenkende, wohlwollende Menſchen werden mix verzeihen. Du haſt mih mit kaltem Blut um Glück und Liebe betrogen, nicht ih Dich. Ladle die Vorſehung, welche Dich zur Empfindungsloſigkeit verdammte, mix gab ſie warmes Gefühl, Begeiſterung, Zärtlichkeit, das Bedürf= niß, mein Leben zu genießen. In meinen Adern rollt ein Etivas, das Du nicht begreiſſt. Und dieſes unausſprechliche Etwas, das meine Stimmungen beherrſ<t, mich ſelig macht und traurig zugleich, dieſes Gottesgnadengeſchenk willſt Du mit Deinen Zwangsmaßregeln bannen? Weun der Vogel einmal die Fittige regen gelernt hat, bleibt ex nimmer ſtill im Neſtdunkel zurü>. Du willſt ein weiſer Mann ſein und erwarteſt ſolche Widerſinnigkeit! Hätteſt Du mich geliebt, wie ih es von Dix erſehnte — nein, nein,“ unterbrach ſie ſich, die ſchlanken Hände im Paroxysmus der Leidenſchaft an die ſchmerzhaft pochenden Schläfen drü>end, „nichts mehx von Dir! Wann hätte ih je gelogen? Botho Freiberg liebt mi< und ich liebe ihn! Was Du bei Seite warfſt in blindem Eigendünkel, gehört ihm voll an, mein He1z! SZeht haſſe mich, haſſe mich!“ rief ſie aufſtampfend, „aber tyranniſiren wirſt Du mich nicht, ſo lange ein Athemzug in mix lebt!“

Durch die nachfolgende Stille der Erſchöpfung klang das ſchwere Athmen des Amtsrichters. Einen Moment ſah ex wie geblendet in das fla>ernde Kerzenlicht, daun