Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
46 Der Talisman des Weibes.
no< ein kümmerliches Daſein. Fort! Das Pelzbarett, dex Nadmantel lagen vexrführeriſ<h nahe. Jrma hüllte ſich hinein und zog den S<hleier feſt und dicht um das ſ{höóne Antliß. Haſtig eine kleine Börſe zu ſi<h ſte>end, gewahrte ſie den Hausſ<lüſſel auf der nämlichen Stelle, wohin ihx Gatte ihn geſtern Abend achtlos geſchleudert. Sie exrgriff denſelben und eilte lautlos wie ein Schemen die Treppen hinab. Leiſe öffnete ſich das Schloß, die Angeln bewegten ſi<h — Jrma ſtand auf der Schwelle der Freiheit, eines neuen Lebens. Die kalte Frühluft mit Wonne einſaugend, eilte ſie vorwärts. Da hielt der Waz gen — hinein und friſh hinaus in die herrliche Welt! Langſam rollten die Rädex über den hartgefrorenen Damm, und dex Poſtillon blies mißtönend und verſchlafen ſein Abſchiedslied. — —
Mehrere Stunden ſpäter begegneten ſi<h Meiſchi> und Margarethe Werner im Speiſezimmer. Eine falbe Winter= ſonne, von Dünſten gelblichroth gefärbt, ſchien matt dur<h die bunten Vorhänge. Meiſchi> hatte nur wenige Stunden gegen Morgen in ſeinem Lehnſtuhl geſ{lummert und fühlte ſich körperlich und geiſtig unbehaglich genug.
Margarethe, von dem Wunſche beſeelt, ſich ſo wenig als mögli<h bemexfli<h zu machen, ordnete geräuſchlos den Frühßſtüstiſ< und reihte dem Amtsrichter ſtumm ſeine
Taſſe mit dem heißen, duftigen Trank, ſorglih bis zur
Hälfte gefüllt, wie ex es liebte.
Vom nahen Kirchthurm ſchallten Glo>enſ<hläge. Mei= \chi> bli>te auf. „Jn drei Stunden müſſen Sie reiſeſertig ſein, ih bringe Sie ſammt Jrmengard zu Tante Käthe