Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E. Merf. È 169

ganze Welt na< ihm durchſuchen ſollte.“ Sie vertraute auf dies Verſprechen und war's zufrieden, zu warten und zu harren, bis ex fam. Träumen von dem Wiederſehen, es wax ja fo ſ{ön!

Einſtweilen irrte Bertha in den heißen, ſtaubigen Straßen der Stadt umher. Sie war ſi vollbewußt, wel<’ ſ<were Aufgabe ſie übernommen, als ſie gelobt, den Mann, den ſie ſelbſt zur raſchen Flucht veranlaßt, wieder zu ſeiner Gattin zurüczuführen. Wax ex doch fortgezogen in die weite große Welt, wußte ſie doh niht mehr von ihm, als ſeinen Namen, konnte fie ſelbſt hier no<h zweifeln, ob ex ſi<h als Amerikaner oder als deutſcher Baron in ein Fremdenbuch eintragen würde. War ex überhaupt die Nacht über in M. geblieben? Berührt mußte ex die Stadt wohl haben ; mögli abex, daß er gleich weggefahren war, oder daß er eben jet dort in dem Hotelwagen, oder hier in der geſchloſſenen Droſchke an ihr vorüber rollte. Freilich, thr graute vor dem Augenbli>e, da ſie dem ſtolzen Manne gegenüberſtehen und ihm bekennen ſollte, daß fie ihn belogen und mit ſeinen ernſteſten Gefühlen ein Spiel getrieben habe; und doch waren alle ihre Gedanken nux auf den einen Wunſch zuſammengedrängt: ihn zu finden. Jn diefer Erfüllung lag nicht blo3 Emiliens Lebensglü>, auch ihre eigene Ruhe, die ſeit langen, langen Stunden von ihr gewichen war.

Der Schre>en , der ſie erfaßt, als ſie die ſonſt ſo ge= duldige, weiche Emilie in wilder Empörung gegen das Ge<i> den Selbſtmord in's Auge faſſen ſah, lag ihx noh in allen Gliedern. Dieſer Schre>en jagte ſie voxwärts in ſieberhafter Haſt. Sie fuhr von Hotel zu Hotel, ſie