Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

176 Unter einem Dathe.

Und doch! die Sommernacht wax ſo ſchön, ſo lo>end nach Leben, na<h Glü>. Eine laue Luft ſtrömte dur< die Fenſter, die Noſen dufteten und nur die Sterne goſſen ein glißerndes Licht in das Gemach. Flüſternde Paare gingen eng umſ<hlungen vorüber, zuweilen erklang eine fröhliche Menſchenſtimme; dann ward es wieder ſtill, nur die Brunnen plätſcherten und in weiter Ferne hörte man das Rollen der Wagen, das Lärmen der Großſtadt. Emilie lehnte am Fenſter, fie allein ſchien verbannt aus dem heißathmenden Leben, das da draußen in der ſ{önen Gottes= welt dur< alle Herzen ſtrömte.

Da plöulih durchrieſelte ſie ein jäher Schre>en. Ein Wagen fuhr ſ<nell durch die einſame Straße, er hielt vor ihrem Hauſe, ein Schritt kam dur< den Korridor, aber dieſer Schritt war niht im Einklang mit dem wilden Tempo des Pferdes, das den ſpäten Beſucher hergeführt. Zögexrnd, leiſe kam ex heran; ein Flüſtern mit dex Die= nerin, die Thüre öffnete ſih und Eberhard v. Siraaten ſtand auf der Schwelle. Er war bleich, ſeine Augen Lichteten ſich mit ſihtlicer Angſt auf den halbdunklen Raum, als ſollten ſie hier einem gefürchteten Anbli> begegnen. So ſtand er einige Sekunden lang, während Emilie am Fenſter lehnte, in athemlofer, ſ<windelnder Bewegung die Wonne dieſes Augenbli>s durchkoſtend, dann hing ſie \{<lu<zend, jubelnd an ſeinem Halſe: „Eberhard, Du einzig geliebter Mann, wie lange, lange haſt Du Dein armes Kind allein gelaſſen!“

Ex wax keines Wortes mächtig. Ex drüd>te ſie an ſich, er ſtreichelte ihr weiches Haar, er küßte ihren heißen Mund