Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

48 Erſte Ordnung: Affen.

doh niht allerorten. Jn verſchiedenen Gegenden könnte man jahrelang leben, ohne au<h nur einen zu ſehen. Sie lieben niht die Savannen mit ihren verſtreuten Buſchwäldern und Gehölzen, ſondern bevorzugen die Waſſerwälder der Flußniederungen und die Regenwälder der Gebirge. Die Nähe des Waſſers iſt ihnen Bedürfnis. Nur ausnahmsweiſe, wenn etwa le>ere Beeren in der Savanne reifen, oder wenn die vielbegehrten Grashüpfer re<ht zahlreich auftreten, unternehmen die Waldaffen weitere Streiſzüge aus ihrer Heimat in das Grasland. Dann begegnet man ihnen bisweilen in re<t tro>enen Steppenfle>en, wo ſie zwiſchen verdorrten und gekni>ten Grasbüſcheln der Jagd auf Jnſekten obliegen oder im vielteiligen Gezweige des Geſtrüppes umherſteigen, um Früchte zu pflücken. Paviane bevorzugen dieſe öóderen Landſchaften, wenn ſie nur ſteinig und gebirgig ſind. Die in Südweſtafrika ſehr zahlreih vertretenen Tſchakmas habe ih im Hererolande regelmäßig nur in den troſtloſeſten Felſeneinöden angetroffen, wo ſie, auf den Höhen ſißend und entlang wandernd, den Fremdling mit weithallendem Gebelle begrüßen.

„Die Meerkagzen ſ{hwimmen ausgezeihnet, die Paviane, mit Ausnahme des Mandrills, den ih kräftig <hwimmen geſehen habe, wahrſcheinlich ſhle<t oder gar niht, da ſie hauptſähli< Gebiete bewohnen, die keine Gelegenheit zu Übungen im Waſſer darbieten. Den menſchenähnlihen Affen ſcheinen breite und tiefe Gewäſſer unüberwindlihé Schranken zu ſein. Da die in den üppigen tropiſhen Urwäldern lebenden Affen Überfluß an Nahrung haben, ſügen ſie den Pflanzungen der Eingeborenen keinen großen Schaden zu; man hört wenigſtens darüber niht klagen. Nur Schimpanſen und Gorillas ſollen Maniok und Erdnüſſe ausgraben ſowie die Früchte der Muſaceen ſtehlen. Mix bekannte wohlgepflegte Gärten und Pflanzungen vieler Faktoreien ſowie die unſeren um Tſchintſchotſcho an der Loangofüſte ſind in Jahren von wilden Affen niemals geplündert worden, während freilich die in unſerem Gehöfte zahm gehaltenen ſie re<ht gern beſuhten. Dagegen ſ<hädigten Meerkaßen mehrmals unſeren in öder Berggegend am Kongo, bei Vivi, angelegten Garten in früheſter Morgenſtunde. So iſt wohl anzunehmen, daß namentlich die Affen, die überhaupt in armen Gegenden leben oder ſie gelegentlih auf Streifzügen beſuchen, die angebauten Feldfrüchte als willkommene Beute betrachten.

„Wer Affen überliſten will, muß ſehr vorſichtig zu Werke gehen. Beſonders im Walde ſind ſie weit öfter zu hören als zu erbli>en. Es erfordert Übung, bis das Auge geſchi>t wird, die beweglichen und gewandten Turner zwiſchen den Laubmaſſen zu erkennen, und nur zu oft verkünden ängſtliche wie zornige Warnungsrufe, daß ſie ihren Feind früher entde>t haben. Mit hurtigen Sprüngen entfliehen ſie aus dem Schußbereiche oder verbergen ſi< ganz ſtill zwiſhen ſhüßenden Blättern, um leiſe davonzuſchleihen. Obwohl ſie viel Leichtſinn beſißen und manchmal den Menſchen mit exſtaunliher Unbefangenheit betrahten, ſind ſie doh in der Regel ſehr heu und beim Shmauſen wie bei den tollſten Spielen ſehr a<htſam auf alles, was um ſie vorgeht.

„Am beſten ſind ſie in den Morgen- und Abendſtunden zu erlegen, wenn man im Kahne längs des Ufers mit dem Strome treibt, und re<t gut mittels des Feldſtechers zu beobachten, wenn man ſi< in der Mitte eines breiten Gewäſſers hält. Auch iſt es lohnend, ſih an einem günſtigen Drte im Walde anzuſtellen, wo Bäume mit le>eren Früchten wachſen, oder ſi< anzubirſchen, wenn der nicht zu verkennende Lärm von ferne eine wandernde Sqar ankündigt. Unter ſolhen Umſtänden mag der Jäger beim haſtigen Anlaufen ſogar Geräuſch im Buſchwerke verurſachen, ohne befürchten zu müſſen, daß er ſi verrate; ſobald ex aber in Bewegung geſehen wird, iſt es mit der Jagd vorbei. Die behenden Tiere enteilen in der Höhe viel ſchneller, als er ihnen, dux< Gewächſe behindert, auf der Erde zu folgen vermag. Schon ein raſhes Wenden des Auges, das Begegnen des Blickes genügt, ſie zu vertreiben. Verhält man ſi aber vollkommen ſtill, iſt man im Buſchwerke wohl