Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

NNNVIT Alfred Edmund Brehm.

Einflußreichen ein freundliches Geſicht zu machen und ſeinen Nat zu erbitten die kurze Antwort lautete faſt immer: „Wozu denn? Jh thu's niht!“ und damit war die Sache abgethan. Man begreift, daß eine ſolche Unbeugſamkeit bald zu Reibungen und endlih zum Bruche führen mußte. Obendrein war zu dieſer Zeit der Tod ſeines verehrten und geliebten Vaters (am 28. Juni 1864) dazu gekommen, ſeine Stimmung zu verſchle<tern. Unermüdliche geiſtige Arbeit — denn es galt ja, das „Tierleben“ fertigzuſtellen — half ihm über dieſe Aufvegungen und Zerwürfniſſe hinwegzukommen.

Gleichwohl begab er ſi<h von neuem in ein ähnliches E was man bei ſeinem Charakter und nah den gemachten Erfahrungen als einen Fehler und Frrtum bezeihnen muß, den er dann au< wieder ſ{hwer genug zu büßen hatte. Aber als er Ende 1866 Hamburg verließ, eröffnete ſih ihm unter, wie er glaubte, ungleih günſtigeren Anzeichen die Ausſicht, eine Muſteranſtalt für Tierpflege in der preußiſchen Hauptſtadt begründen zu helfen und dieſer als unabhängiger, d. h. keinem wiſſenſchaftlihen Komitee untergeordneter, Leiter zur Blüte verhelfen zu können, und einer ſolchen Ausſicht mochte es allerdings ſchwer ſein, zu widerſtehen. Es handelte ſich um die Begründung des Berliner Aquariums, deſſen Bau von einer Aktiengeſellſhaft geplant war, und zu deſſen Leitung dann auh Brehm bald gewonnen wurde. Mit dem frühverſtorbenen genialen Baumeiſter W. Lüer aus Hannover wurde nunmehr ein Plan entworfen und ausgeführt, der weder in ſeinem großartigen Entwurxfe noh in ſeiner poetiſchen Ausgeſtaltung bis dahin ein Vorbild gehabt hatte. Es durfte niht ein nüchternes Gebäude mit Sälen voller kaſtenförmiger Waſſerbehälter werden, ſondern ein halbunterirdiſcher Grottenbau, in deſſen Gängen man ſowenig wie mögli an künſtliche Veranſtaltungen erinnert werden ſollte, ſo daß der Beſchauer, gleichſam auf dem Meeresgrunde wandelnd, in natürliche Felshöhlungen bli>t, in denen das von oben hereinfallende Licht jedesmal eine andere Tierwelt ſihtbar macht, ohne daß die Waſſertiere dur< den Anbli> des im Dunkeln bleibenden Beſuchers geſtört werden. Urſprünglich hatte man wohl wie bei den älteren Anlagen dieſer Art ſi auf die Schauſtellung der Waſſertiere zu beſchränken gedacht, aber dux< Brehms Eintritt wurde der Plan alsbald umgeſtaltet, denn er erkannte mit Recht die Vielſeitigkeit des Jnhalts für eine Grundbedingung der gedeihlichen Entwifelung eines ſolchen Unternehmens und wollte vor allem und unter keinen Umſtänden ſeine Lieblinge, die Vögel, darin vermiſſen. Brehms Grundidee war mit ſeinen eigenen Worten, daß dem Beſucher in verlo>ender Kürze ein Spaziergang von der Wüſte aus dur den Urwald: zum Meere dargeboten werde. Wie richtig die eben erwähnte Forderung der Vielſeitigkeit wax, geht daraus hervor, daß noch heute neben den eigentlichen Waſſertieren ſtets beſondere „Zugſtü>e“ nötig ſind, um das Jntereſſe der Beſucher lebendig zu erhalten, und es darf nux an die Rolle der anthropoiden Affen erinnert werden, welche troß der bedeutenden, durch ihre Hinfälligkeit verurſachten Koſten faſt niemals im Berliner Aquarium gefehlt, ja deſſen beſonderen Ruhm ausgemaht haben.

Die verſchiedenſten Gebirgsgegenden Deutſchlands mußten dazu beitragen, dur Lieferung der Bauſteine dieſen „Tempel der Natur“ zu einem {on in ſeinem Aufbau lehrhaſten zu geſtalten. Baſaltſäulen vom Siebengebirge, Tropfſtein vom Deiſter, Felsblöte aus dem Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge wurden herbeigeſchafft, um unter der geſchi>ten