Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

476 Vierte Ordnung: Raubtiere; erſte Familie: Katen.

dieſes Grabes, welche ih in meinen „Reſultaten 2c.“ veröffentlicht habe, ſieht man auf der einen Wand in der zweiten Reihe von oben einen Leoparden im Käfig, welcher von Männern getragen wird. Fm Grabe des Nomarchen Nehera zu Beni Haſſan iſt an der einen Wandſeite eine prächtige Jagdſzene abgebildet: unter den dort dargeſtellten Tieren, auf welche Fürſt Nehera und ſein Sohn Necht ihre Pfeile abdrücen, erbli>en wir auh den Leoparden. Dagegen ſieht man in dem unter der Thutmoſis-Herrſchaft im 17. Jahrhundert vor unſerer Zeitrehnung errihteten Terraſſentempel von Deir-el-Bahheri, deſſen hauptſächlichſte Bilder ih in meiner „Flotte einer ägyptiſchen Königin“ veröffentlicht habe, mehrere wohlgelungene Abbildungen, welche, nah Jhrer Verſicherung, ganz unverkennbar den Panther darſtellen. Höchſt bezeihnend für das mildere Weſen dieſes Tieres iſt, daß es von Männern am Strike geführt wird. Ein an der linken Schulter befeſtigtes Leopardenfell war das beſondere Abzeichen hoher prieſterliher Würde; aber auch die Göttin Safe, „die Herrin der Schrift und Vorſteherin der Bibliotheken“ wie ſie in den JInſchriſten genannt wird, trägt gewöhnlih das Fell des Pardels. Unter den Tributen aus ſüdlichen Ländern, welche auf verſchiedenen Denkmälern durch Bild und Schrift bezeichnet werden, gewahrt man wiederholt große Haufen von Fellen, welche in den begleitenden Jnſchriften „Felle von Pardeln des Südens‘ genannt werden. Geſchichtliche Texte endlich, welche die Heldenthaten eines Königs erzählen, erwähnen nicht ſelten, daß Seine Majeſtät allerhö<hſt in Wut gerieten, „gleich einem Leoparden“. “

Von den Römern wurden Leoparden und Panther vielfach zu den Kampfſpielen in der Hauptſtadt benußt. Letterer war zu der Nömer Zeiten in Kleinaſien viel häufiger als gegenwärtig, und Caelius ſchrieb an Cicero, welcher damals Landvogt in Sizilien war: „Wenn ih in meinen Spielen nicht ganze Herden von Pardeln zeige, wird man die Schuld auf Dich werfen.“ Scaurus war der erſte, welcher unter ſeiner Ädilitätswürde 150 geſche>te Tiere ſhi>te; dann ſandte Pompejus 410, Auguſtus aber 420 Stück. Früher war es dur einen alten Senatsbeſchluß verboten, die ſogenannten „afrikaniſchen Tiere“ nah Ztalien zu bringen; der Tribun Aufidius aber ſtellte einen Antrag an das Volk und erwirkte die Erlaubnis, daß ſie zu den circenſiſhen Spielen kommen dürften. Dies geſhah im Fahre 670 nah Erbauung Noms. Den Namen Leopard hat zuerſt der Geſchichtſchreiber Julius Capitolinus am Ende des 3. Fahrhunderts gebraucht, weil man glaubte, daß das Tier ein Baſtard von Panther und Löwe ſei. Hierauf bezieht ſi< wohl auch eine Stelle des Plinius, welcher die Tiere ziemlih gut kennt, aber ſagt, daß es der Löwe rieche, wenn ein Panther mit einer Löwin zu thun gehabt habe, und ſich dann rähe. Derſelbe Naturforſcher erzählt, daß die Pardel durc ihre Witterung alle vierfüßigen Tiere anlo>en, durch ihren garſtigen Kopf aber wieder abſchre>en, deshalb verſte>en ſie ſi<, um die dur< den Wohlgeruch herangezogenen Tiere zu fangen. An einer anderen Stelle heißt es, daß die Löwen, Pardel und alle anderen des Geſchlehtes rauhe Zungen haben wie eine Feile und damit die Haut des Menſchen able>en. Daher werden auch die gezähmten wütend, wenn ſie bis auf das Blut gekommen ſind. Die Griechen nennen den Leoparden Pardalis; Ariſtoteles ſpricht einige Male von ihm. Er erzählt, daß er vier Zizen habe, daß er geſche>t ſei, daß er in Aſien, niemals aber in Europa vorkomme, daß die Weibchen mehr Mut hätten als die Männchen, und daß ſie ſih zu heilen wüßten, wenn ſie mit dem Kraute Pardalianches ſich vergiftet hätten, da ſie dann Menſchenkot ſuchten und dieſer ihnen hälfe. Das Kraut töte auch die Löwen, und deshalb hingen die Jäger Menſchenkot an einen Baum, damit das Tier niht weit weggehe; ſpringe es danach in die Höhe, ſo ginge es zu Grunde. Oppian unterſcheidet zwei Arten von gefährlihen Pardalis, größere, derbere (Panther), und kleinere (Leoparden), welche aber jenen an Stärke nihts na<hgeben. Nah dem Dichter ſind ſie die Amme des Bacchus geweſen, und deshalb lieben ſie au< den Wein.