Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

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Vielfraß: Drolligkeit. Freßgier. Hyrare. 641

Die Hyrare der Braſilier oder Tayra der Bewohner Paraguays (Galictis barbara, Gulo mustela und Galera barbara, Gulo barbatus, Mustela galera, gulina und tayra, Viverra poliocephala und yulpecula, Eira ilya, Galea subfusca 2c.) erreicht eine Länge von 1,1 m, wovon etwa 45 em auf den Schwanz kommen. Der dichte Pelz iſt am Rumpfe, an den vier Beinen und am Schwanze bräunlihſhwarz, das Geſicht blaß braungrau, die übrigen Teile des Kopfes, der Nacken und die Seiten des Halſes ſind bald aſ<hgrau, bald gelblihgrau; die Färbung des Ohres zieht ſih etwas ins Nötlichgelbe. An der Unterſeite des Halſes ſteht ein großer, gelber Fle>en. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich niht; wohl aber kommen Abänderungen in der Färbung vor, und namentlich iſt die Färbung des Kopfes und des Naens bald heller, bald dunkler und der Fle>en am Halſe zuweilen gelblihweiß. Au Weißlinge oder Albinos ſind nicht gerade ſelten.

Hyrare (Galickis barbara) /s natürl. Größe.

Die Hyrare verbreitet ſih über einen großen Teil von Südamerika, von BritiſchGuayana und Braſilien bis Paraguay und noch weiter ſüdlich. Sie iſt keineswegs ſelten, an manchen Orten ſogar häufig. Fn den vom Prinzen von Wied bereiſten Waldungen Braſiliens fehlt ſie nirgends, iſt au allen Anſiedlern wohl bekannt. Moore behauptet, daß ſie in Trupps von 15—20 Stü> zuſammen auf die Jagd ausgehe; dieſe Angabe iſt aber jedenfalls niht rihtig, weil fein einziger der übrigen Beobachter ſoles erwähnt. Laut Rengger lebt ſie teils in Feldern, welche mit hohem Graſe bewachſen ſind, teils in den dichten Waldungen. Dort dient ihr der verlaſſene Bau eines Gürteltieres, hier ein hohler Baumſtamm zum Lager. Sie iſt nihts weniger als ein bloß nächtliches Tier, geht vielmehr erſt, wenn der Morgen bald anbricht, auf Raub aus und verweilt beſonders bei bede>tem Himmel bis gegen Mittag auf ihren Streifereien. Während der Mittagshiße zieht ſie ſih in ihr Lager zurü> und verläßt dasſelbe erſt wieder gegen Abend, dann bis in die Nacht hinein jagend. Sie wird als ein ſehr ſhädlihes Tier angeſehen, welches ſi kühn ſelbſt bis in die Nähe der Wohnungen drängt.

Die Nahrung der Hyrare beſteht aus allen kleinen, wehrloſen Säugetieren, deren ſie habhaft werden kann. Hirſchkälber, Agutis, Kaninchen, Apereas und Mäuſe bilden wohl

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. 1. 41