Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 522
482 Siebente Ordnung: Nager; vierte Familie: Springnager.
die verſchiedenſten Stellungen an. Gewöhnlich ſißt ſie nur auf den Zehenſpizen und gewiſſermaßen auf dem Schwanze. Sie hebt die Ferſen ziemli<h ho< empor, bildet mit dem Schwanze einen großen Bogen und ſtemmt ihn, mit dem leßten Viertel etwa, auf den Boden auf, trägt den Leib vorn nur ein wenig erhöht und legt die Hände mit den Handflähen gegeneinander, daß die Fingerſpißzen oder beſſer die Krallen ſi< berühren. Dabei hält ſie dieſe kurzen, ſtummelartigen Glieder gerade nach vorn geſtre>t, ſo daß ſie auf den erſten Bli> hin als Zubehör zu ihrem Maule erſcheinen. Wenn ſie ſi< aber putt, weiß ſie die zierlihen Gliedmaßen vortrefflih zu gebrauchen. Ehe ſie an das Glätten des Felles geht, ſharrt und wühlt ſie ſi< eine paſſende Vertiefung im Sande aus. Zu dieſem Ende biegt ſie ſi< vorn hernieder und ſchiebt nun mit vorgeſtre>ten, auseinander gehaltenen Händen und der rüſſelartigen Schnauze den Sand, oft große Mengen auf einmal, nac vorn, und ſcharrt ihn da, wo er ſich niht ſchieben läßt, dur raſche Bewegungen der Hände los. So geht es fort, bis ſie ſi endlihh ihr Lager zureht gemacht hat. Jett legt ſie zuerſt den Kopf in die entſtandene Vertiefung und ſchiebt ihn, ſih vorwärts ſtre>end, auf dem Sande dahin, den oberen Teil ſowohl als den unteren, die rehte wie die linke Seite, jedenfalls in der Abſicht, das Fell zu glätten. Nachdem dies beſorgt iſt, wirft ſie ſi< plöblih der ganzen Länge nach in die Mulde und ſtre> und dehnt ſi< äußerſt behaglich, die langen Springbeine bald gerade nac hinten, bald ſenkre<ht vom Leibe ab oder endlih gerade nah vorn und zuleßt ſo ausſtre>end, daß die Läufe hart an die Schnauze zu liegen kommen. Wenn ſie ſi in dieſer Lage ordentlich eingewühlt hat, bleibt ſie oft mehrere Minuten lang ruhig und zufrieden liegen, \<hließt die Augen halb, legt die Ohren an und ſtreicht ſi nur dann und wann einmal, als wolle ſie fi< dehnen, mit einem der kleinen Pfötchen über das Geſicht.
Nath dieſer Stre>ung und Dehnung beginnt das eigentlihe Pußen. Viele Mühe, Arbeit und Zeit koſtet ihr das Reinigen des Mundes und der Wangen, namentlich des Teiles, wo die langen Schnurrenhaare ſigen, und erſt nachdem ſie hiermit zu ſtande gefommen, ſebt ſie ſi vollends auf und nimmt nun auh das übrige Fell ihres Leibes vor. Sie pat ein Stü>chen Fell mit beiden Händen, kämmt es mit den Zähnen des Unterkiefers dUr< und le>t es dann mit der Zunge gehörig glatt. Recht nett ſieht es aus, wenn ſie den Unterleib putt; denn ſie muß dann die Fußwurzeln ſehr breit voneinander biegen und den Leib fugelrund zuſammenrollen. Die ſonderbarſte Stellung aber nimmt ſie an, wenn ſie ſih în der Beugung zwiſchen Mittelfußknochen und Unterſchenkel leen oder überhaupt das lange Unterbein pußen will. Sie läßt dann das eine Bein wie gewöhnlih beim Sißen auf den Fußwurzeln ſtehen und ſchiebt das andere um die ganze Länge des Mittelfußknochens vor. Der Schwanz wird immer gebraucht, um der Stellung Sicherheit zu geben. Das Kraßen beſorgt ſie mit den Hinterfüßen und bewegt dabei die langen Beine o außerordentlich ſchnell, daß man bloß einen Schatten des Fußes wahrnimmt. Weil ſie ſih aber dabei ſehr auf die Seite biegen muß, ſtemmt ſie ſih, um das Gleichgewicht zu erhalten, auch vorn mit einer ihrer Hände auf. Am Vorderkopfe kraßt ſie ſi< auh mit den Händen, bewegt dieſe aber weit langſamer als die Hinterbeine.
Der ruhige Gang des Tieres iſt ein ſ{hneller Schritt. Die Veine werden beim Gehen am Ferſengelenke gerade ausgeſtre>t und ſo geſtellt, daß ſie unter das dritte Fünftel oder unter die Hälfte des vorn etwas erhobenen Leibes, welcher dur< den Shwanz im Gleichgewichte gehalten wird, zu ſtehen kommen. Nun ſett die Springmaus in raſcher Folge ein Bein um das andere vor. Die Vorderhände werden, in der gewöhnlihen Weiſe zuſammengelegt, unter dem Kinne getragen. Da ſich die gefangene Springmaus an den Menſchen gewöhnt, macht ſie nux höchſt ſelten einen größeren Sprung, hauptſählih dann, wenn es gilt, ein Hindernis zu überwinden, z. B. über ein großes, ihr vorgehaltenes Buch zu ſpringen.