Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 526

486 Siebente Drdnung: Nager; vierte Familie: Springnager.

Wie der Djerboa die Wüſten Afrikas, bewohnt der Alakdaga die offenen Ebenen der Steppen Südeuropas und Aſiens, namentli<h aber lehmigen Boden; den eigentlichen Rollſand vermeidet er, weil dieſer niht hinlängliche Feſtigkeit für ſeine Gänge und Höhlen bietet. Ex lebt geſellig, wie ſeine Verwandten, doh niht in großen Scharen. Bei Tage ruht er verborgen in ſeinem künſtlichen Baue, nah Einbruch der Dämmerung ſtreift ex umher, kehrt jedoch, laut Radde, auch des Nachts wiederholt zu ſeiner Höhle zurü>. Jn ſeinen Bewegungen ähnelt er den bereits beſchriebenen Familiengenoſſen. Wenn er ruhig weidet, läuft er nah Art eines äſenden Känguruhs auf allen vieren, flüchtig geworden, ſpringt er nur auf den beiden Hinterfüßen davon. Seine Säge ſollen no< größer ſein als die der Wüſtenſpringmäuſe und in voller Flucht ſo ſ<hnell fördern, daß das beſte Noß niht na<hkommen kann. Scheu und furhtſam, ergreift er bei der geringſten Gefahr die Flucht; ſelbſt wenn er ruhig weidet, richtet er ſih beſtändig auf, um zu ſichern. Wenn er verfolgt wird, hüpft er niht in gerader Richtung fort, ſondern ſpringt ſoviel wie mögli im Ziza> davon, bis er ſeinen Verfolger ermüdet oder irgend eine ihm paſſende Höhle gefunden hat, in welcher er ſi< augenbli>li< verbirgt. Dieſe Höhlen rühren meiſtens von anderen ſeiner Art her und können ziemlih künſtlihe Baue genannt werden. Meiſt einfache, obwohl hin und her gekrümmte Röhren führen von außen ſchief na< dem Hauptgange, welcher niht ſelten in mehrere Äſte geteilt iſt, und dieſer zu dem geräumigen Keſſel, welcher ſeinerſeits wieder mit einigen Nebenkammern in Verbindung ſteht. Vom Keſſel aus führt in entgegengeſeßter Richtung nah oben bis dicht unter die Oberfläche des Bodens ein anderer Gang, die Fluchtröhre; ſie wird bei Gefahr vollends durhbrohen und rettet das geängſtete Tier auch faſt regelmäßig, da keiner der verfolgenden Feinde es wiſſen kann, in welcher Richtung ſie mündet. Eigentümlich iſt die Gewohnheit des Pferdeſpringers, alle Gänge des Baues zu verſtopfen, ſobald er dieſen betreten hat; aber gerade hierdurch gibt er ein ſiheres Merkzeichen ſeines Vorhandenſeins. Denn niemals findet man in einem Baue, deſſen Röhren unver\hloſſen ſind, einen Bewohner. Vor der Mündung der Hauptröhre liegt regelmäßig ein größerer oder kleinerer Erdhaufe aufgeſchichtet, wie wir dies ja auch bei den meiſten Bauen unſerer unterirdiſ< lebenden Tiere ſehen. Gewöhnlih bewohnen 2—3 Paare einen und denſelben Bau, und deshalb finden ſi< wohl auch die verſchiedenen Nebenkammern im Keſſel.

Der Alakdaga frißt Pflanzen aller Art und alle Pflanzenteile. Zwiebeln bilden ſeine Hauptnahrung, Kerbtiere verſ<hmäht er übrigens auch niht, und ab und zu mag er ebenſo eine Steppenlerche oder wenigſtens ihre Eier und Fungen verzehren. An Geſträuchen nagt er die Rinde ab, von den ſaftigen Steppenpflanzen aber frißt er nur die zarteſten Triebe. Das Weibchen wirft im Sommer bis 8, gewöhnlich aber nur 5—6 Junge auf das warme, mit den eigenen Haaren ausgefütterte Lager im Baue. Wie lange dieſe Jungen bei der Mutter bleiben, weiß man nicht; es iſt -wahrſcheinlih, daß ſie bis gegen den Winter hin dieſelbe Wohnung mit ihr teilen. Beim Eintritte ſtrenger Kälte fällt der Pferdeſpringer in Schlaf. Sein feines Gefühl kündet ihm im voraus kommende Witterung an; denn man bemerkt, daß er auh vor Regenwetter ſih in ſeinem Neſte einzuhüllen und zu verbergen ſucht. Gegen den Winter hin ſ{hließt er nah außen ſeine Röhren ſorgfältiger als gewöhnlih und rollt ſih mit anderen ſeiner Art auf dem weih ausgepolſterten Keſſel in einen Knäuel zuſammen, um die unwirtliche Fahreszeit zu verſchtafen. Obwohl er noch in kalten Nächten ſi zeigt und weit mehr Kälte als ſeine Verwandten vertragen kann, legt er ſih doh, laut Nadde, bereits in den erſten Tagen des Septembers zur Winterruhe nieder und erſcheint vor der lebten Hälfte des Aprils nicht wieder außerhalb ſeines Baues.

Der Alakdaga wird ziemlih lebhaft verfolgt, da die Steppenbewohner ſein Fleiſch beſonders lieben. Am eifrigſten ſcheinen ihm die mongoliſchen Knaben nachzuſtellen. Sie unterſcheiden die verlaſſenen und bewohnten Höhlen ſehr genau und verſtehen es vortrefflich, das