Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 527

PferdeſpringeL. Springhaſe. 487

behende Tier zu fangen. Zu dieſem Ende umzäunen ſie den ganzen Bau auf das engſte und gießen Waſſer in die Fallröhren oder brechen mit einem Pfahle die Gänge auf. Schon beim Beginn der Verfolgung verläßt der Alakdaga ſeinen Bau und ſucht ſih dur den verdeten Gang ins Freie zu retten. Unterläßt man es alſo, den ganzen Bau mit einem Zaune zu umgeben, ſo iſt er gerettet. Ja ſelbſt dann, wenn man ihn ſchon in der Hand zu haben meint, entrinnt er noh öfters.

Jn manchen Gegenden glaubt man auh in dem getro>neten und gepulverten Tiere ein wichtiges Heilmittel bei gewiſſen körperlichen Leiden zu finden; im allgemeinen aber ſcheint man mit dem anmutigen Geſchöpfe eben niht auf dem beſten Fuße zu ſtehen. Man behauptet, daß der Pferdeſpringer den ſchlafenden Ziegen und Schafen die Milch aus dem Euter ſauge, beſhuldigt ihn der Feindſchaft gegen die Schafe und verſichert, daß er nachts die Herden aufſuche, um ſie dur tolle Sprünge zu erſchre>en, anderer Verleumdungen, wel<he man ihm aufbürdet, niht zu gedenken. Nur höchſt ſelten halten die Nomaden jener Steppen einen Alakdaga in Gefangenſchaft, obgleich er dieſe reht gut erträgt. Man hat ihn ſhon mehrmals lebend in Europa gehabt, und zwar niht bloß des Vergnügens halber. Sonderbarerweiſe verdanken wir die beſten Schilderungen ſeines Gefangenlebens niht einem Naturkundigen, ſondern dem Altertumsforſher Haym. Um eine Goldmünze aus Cyrene, welche auf der einen Seite einen Reiter, auf der Rückſeite aber das berühmte Kraut Silphium und darunter einen Sandſpringer zeigte, zu erklären, verſchaffte ſi< Haym unſer Tierchen, hielt es über ein Fahr lang gefangen, beobachtete es ſorgfältig und teilte ſeine Beobachtungen mit.

„Bald ſeßt er alle vier Füße auf den Boden, bald ſteht er nux auf den hinteren, immer aber geht er bloß auf den leßteren. Er richtet ſih hoh auf, wenn er erſhre> wird, Und läuft ſehr ſhnell, faſt geradeaus und hüpfend wie die kleinen Vögel. Jh habe verſucht, ihm verſchiedene Speiſen zu geben; die erſten 3 oder 4 Monate fraß er aber nichts als Mandeln, Piſtazien und geſchrotenes Korn, ohne jemals zu trinken. Man hatte mir nämlich geſagt, daß er dies nicht thue, und deshalb gab ih ihm auch kein Waſſer. Nichtsdeſtoweniger ließ er viel Harn. Später fand ih, daß er auch Äpfel, Möhren und noch lieber Kräuter fraß, jedo< bloß ſolche, wel<he wenig Geruch haben, wie Spinat, Salat, Neſſeln 2c., niemals Rauten, Krauſeminzen, Thymian und dergleichen, ja, er trank auh gern Waſſer, obgleih niht immer. Als er einmal unwohl war, wollte ih ihm Waſſer mit Safran geben; das nahm er aber niht an, obgleich ih ihn ſehr nötigte. Brot, Zu>er und ähnliche Dinge fraß er gern, Käſe und alle anderen Milchſpeiſen verſ<hmähte er hartnäig. Einmal ſtellte ih ihn auf den rohen Sand, und davon verſhlu>te er ſo viel, daß ih ihn wirklich \{<werer fand, als ih ihn in die Hände nahm. Shließlich zog er allem übrigen Futter Hanfſamen vor. Er verbreitete gar keinen übeln Geruch wie ähnliche Tiere, als Mäuſe, Eichhörnchen und Kaninchen, dabei war er ſo ſanft, daß man ihn mit aller Sicherheit in die Hände nehmen fonnte; denn er biß niemals. Furhtſam wie ein Haſe, ſcheute er ſi ſelbſt vor kleineren, unſchuldigen Tieren. Fn der kalten Jahreszeit litt er viel; deshalb mußte ih ihn im Winter immer in der Nähe des Feuers halten. Jedo<h glaube ih, daß mein Tierchen

Der Springhaſe (Pedetes caffer, Mus und Dipus caffer, Pedetes und Helamys capensis), welcher gegenwärtig ebenfalls als Vertreter einer eigenen Unterfamilie (Pedetinae) angeſehen wird, unterſcheidet ſi von den übrigen Springnagern weſentlich durch ſein Gebiß, da in jedem Kiefer vier zweihö>erige Baenzähne ſtehen, weicht aber auh