Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 528

488 Siebente Ordnung: Nager; vierte Familie: Springnager.

außerdem merfklih von den Verwandten ab. Der geſtre>te Leib wird nach hinten allmählih dier, der Hals iſt ziemlih di>, jedoh abgeſeßt vom Leibe und viel beweglicher als bei den Verwandten; die Vorderbeine ſind noh ſehr kurz, aber viel kräftiger als bei den Springmäuſen, ihre fünf Zehen mit ſtarken, langen, ſcharfgekrümmten Krallen bewehrt, während die Hinterglieder, lange, kräftige Sprungbeine, vier an beſonderen Mittelfußknochen ſizende Zehen haben und dieſe mit ſtarken und breiten, aber ziemlich kurzen, faſt hufartigen Nägeln bewaſſnet werden. Die Mittelzehe übertrifft die übrigen an Länge; die urze Außenzehe iſt ſo hoch geſtellt, daß ſie kaum den Boden berührt. Der ſehr lange, fräftige und dichtbuſchige, an der Wurzel noh dünne Schwanz wird durch die reichliche Behaarung nach der Spive zu di>er und endet mit einem ſtumpfſpißigen Haarbüſchel. Der Kopf iſt ziemlih groß, am Hinterkopfe breit, an den Seiten zuſammengedrüdt, die Shnauze mäßig lang, ziemlih ſtumpf, die Mundſpalte klein, die Dberlippe nicht geſpalten. Große, hohgewölbte und deshalb hervortretende Augen, mittellange, {male und ſpizige Dhren erinnern an die übrigen Familienglieder; die Shnurren dagegen ſind verhältnismäßig kurz. Das Weibchen trägt vier Ziben auf der Bruſt. Die lange, dichte, reihliche und weiche, in der Färbung dem Balge unſeres Haſen auffallend ähnelnde Behaarung des Springhaſen iſt auf der Oberſeite roſtbräunlihfahlgelb mit ſ{<warzer Beimiſchung, weil viele Haare mit ſhwarzen Spißen endigen, auf der Unterſeite dagegen weiß. Jn der Größe ähnelt das Tier ungefähr unſerem Haſen: die Leibeslänge beträgt etwa 60 cm, die des Schwanzes noh etwas mehr.

Der Springhaſe bewohnt dürftige Gegenden und ſelbſt wüſtenartige Steppen. Er iſt über einen großen Teil des ſüdlichen Afrika verbreitet, kommt im Weſten nordwärts mindeſtens bis nach Angola und im Oſten ſicher no< in Deutſh-Oſtafrika vor. Jm Kaplande lebt er ſtellenweiſe re<t häufig, ebenſowohl in gebirgigen Gegenden wie in offenen Ebenen, man<mal in ſo großer Anzahl zuſammen, daß er förmliche Anſiedelungen bildet. Nach Art ſeiner Verwandten gräbt auch er unterirdiſhe Baue mit langen, gewöhnlich ſeicht verlaufenden und vielfah verzweigten, nah einem tiefern Keſſel führenden Gängen. Meiſt bewohnen mehrere Paare, ja ganze Familien einen ſolhen Bau, und oft ſiedeln ſi< in manhen Gängen des bewohnten Baues wilde Bienen an, welche alſo friedlih mit dem Baubeſizer die Wohnung teilen. Die Hottentotten ſagen, daß dieſer beim Graben ebenſowohl ſein Gebiß wie die Vorderfüße brauche. Guſtav Fritſ< gibt an, daß er ebenſo wie ſeine Verwandten die Röhren ſeines Baues am Tage ſorgfältig verſchloſſen hält. Lichtenſtein erfuhr, daß es nicht ſo leicht iſt, ihn auszugraben. Seine Bemühungen waren erfolglos, obgleih er unzählige Löher am Fuße des Berges entde>te und eine Menge von Hottentotten anſtellte, welhe mit Schaufeln und Haen helfen mußten, die ſeichten Gänge zu durhwühlen. Das Net, welches dieſe Gänge bilden, war ſo vollſtändig, daß es ganz unmöglich wurde, dem Springhaſen alle Wege abzuſchneiden, und die Erzählung der Hottentotten, daß er ſchneller grabe, als man ihm mit dem Spaten folgen könne, erhielt wenigſtens viel Wahrſcheinlichkeit.

Da er wie ſeine Familienverwandten ein Nachttier iſt, beginnt erſt mit der Abenddämmerung ſein wahres Leben. Er kommt langſam aus ſeinem Baue hervor, krieht mehr, als er geht, auf allen vieren dahin und ſucht ſi< Wurzeln, Blätter und Sämereien, die ſeine Nahrung bilden. Faſt jede Minute richtet er ſi< auf und lauſcht, denn er iſt beſtändig höchſt

Gerippe des Springhaſen. (Aus dem Berliner anat. Muſeum.)