Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 530
490 Siebente Ordnung: Nager; fünfte Familie: Mäuſe
und ſeine Fütterung verurſacht eben keine Mühe: Weizen, Brot, Salat und Kohl genügen ihm vollſtändig. Er ſ{läft ſißend, verbirgt den Kopf zwiſchen den Schenkeln und drü>t mit den gekreuzten Vorderpfoten die Ohren über die Augen weg.
Bei den holländiſchen Anſiedlern iſt die Jagd des Tieres ſehr beliebt; denn das Fleiſch wird geſhäßt und der Balg in ähnlicher Weiſe verwandt wie der unſeres Haſen. Man jagt faſt nur bei hellem Mondſchein, indem man ſi< da, wo es viele Löcher gibt, anſtellt und lauert, bis ein Springhaſe in die Nähe kommt. Nach Fritſ< ſoll man zuweilen in einer einzigen Mondſcheinnacht gegen ein Dugßend dieſer behenden Tiere erlegen. Jm Vergleiche zu dem durch die Jagd erlangten Nugen iſt der Schade, welchen der Springhaſe dur< Unterwühlen mancher Felder und Gärten anrichtet, ein ſehr geringer; es ſteht ja auch in jedes Hand, ihn zu vertreiben, ſobald er läſtig wird.
Keine andere Familie der Ordnung verſteht es, ſo gründlih uns zu belehren, was Nager ſind, als die, welche die Mäuſe (Muridae) umfaßt. Die Familie iſt niht bloß die an Gattungen und Arten reiſte, ſondern auch bei weitem die verbreitetſte und, dank ihrer Anhänglichkeit an den Menſchen, noh bis auf den heutigen Tag in ſteter Verbreitung begriffen, wenigſtens was einzelne ihrer Arten anlangt. Jhre Mitglieder ſind durhgängig kleine Geſellen; aber ſie erſezen dur ihre Anzahl, was den einzelnen an Größe abgeht, mehr als vollſtändig. Will man ein allgemeines Bild von der Geſamtheit geben, ſo kann man ſagen, daß die ſpie Schnauze, die großen, ſ<hwarzen Augen, die breiten und hohlen, ſehr ſpärlih behaarten Ohren, der lange, behaarte oder ebenſo oft na>tſhuppige Shwanz und die zierlichen Beine mit ſ{hmalen, feinen, fünfzehigen Pfoten ſowie ein kurzer, weicher Pelz unſere Familie kennzeihnen. Doch nähern ſi in ihrer Geſamtgeſtaltung viele Mäuſe anderen Familien der Ordnung: ſtacheliges Grannenhaar erinnert an die Stachelſhweine, echte Shwimmfüße, kurze Dhren und Beine an die Biber, di> behaarter Shwanz an die Eichhörnchen 2c. Mit ſolchen äußerlihen Abänderungen der allgemeinen Grundform ſteht der Bau des Gebiſſes mehr oder weniger im Einklange. Gewöhnlich ſind die Nagezähne ſ{<hmal und mehr di> als breit, mit ſharfmeißeliger Schneide oder ſcharfer Spiße, an der Vorderſeite glatt oder gewölbt, weiß oder gefärbt, auh wohl durch eine Längsrinne geteilt. Drei Backenzähne in jeder Reihe, welche von vorn nach hinten an Größe abnehmen, bilden meiſtens das übrige Gebiß, ihre Anzahl ſinkt aber au<h auf 2 herab oder ſteigt bis auf 4 im Oberkiefer. Sie ſind entweder ſhmelzhö>erig, mit getrennten Wurzeln oder quergefaltet oder ſeitlih eingekerbt. Viele ſ{hleifen ſih dur< das Kauen ab, und dann erſcheint die Fläche eben oder mit Faltenzeihnung. 12 oder 138 Wirbel tragen Rippen, 3—1 bilden das Kreuzbein und 10—36 den Schwanz. Bei einigen Arten kommen wohl au< Bacentaſchen vor, bei anderen fehlen ſie gänzlich; bei dieſen iſt der Magen einfac, bei jenen ſtark eingeſ<nürt 2c.
Die Mäuſe ſind Weltbürger, aber leider niht im guten Sinne. Alle Erdteile weiſen Mitglieder aus dieſer Familie auf, und jene glü>lihen Fnſeln, welche bis jeßt noh von ihnen verſchont blieben, werden im Laufe der Zeit ſiher no<h wenigſtens von einer Art, deren Wanderluſt {hon gewaltige Erfolge erzielt hat, bevölkert werden. Die Mäuſe bewohuen alle Gegenden und Klimate, ziehen zwar die Ebenen gemäßigter und wärmerer Länder dem rauhen Hochgebirge oder dem kalten Norden vor, finden ſih aber doch ſo weit, als die Grenze des Pflanzenwuchſes reiht, demzufolge auh no< in unmittelbarer Nähe des ewigen Schnees der Gebirge. Wohlbebaute Gegenden, Fruchtfelder, Pflanzungen bilden unbedingt ihre beliebteſten Aufenthaltsorte, ſumpfige Stre>en, Flußufer und Bäche bieten ihnen jedo< ebenfalls genug, und ſelbſt dürre, tro>ene, mit wenig Gras und Buſchwerk bewachſene