Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2, стр. 533
Sandrennmaus: Vorkommen. Fret- und Gefangenleben. 493
fann, bald dur deren Fruchtbarkeit wieder ausgeglihen ſind. Genaueres über ihre Fortpflanzung im Freien iſt niht bekannt; man weiß nux, daß die Weibchen mehrmals im Fahre ziemlih zahlreiche Nachkommenſchaft zur Welt bringen.
Von einigen Arten rühmt man ihr angenehmes Betragen in der Gefangenſchaft. Sie ſollen ſi ebenſo dur< Beweglichkeit und Neinlichkeit wie dur<h Sanftmut und Verträglichfeit auszeihnen, leßtere aber nur ſo lange, als ihnen nichts abgeht, bethätigen, ſih dagegen ebenfalls als räuberiſche Tiere erweiſen, wenn ſie Mangel leiden.
Die Sandrennmaus (Psammomys obesus) hat eiwa die Größe unſerer Wanderratte, aber einen weit kürzeren Schwanz, da dieſer bei 32 cm Geſamtlänge nur 13 cm mißt, und iſt oben röôtlih ſandfarben, ſ<hwarz geſprenkelt, an den Seiten und unten lichtgelb. Die Wangen ſind gelblihweiß, fein {hwarz geſtrichelt, die Ohren hellgelb, die Pfoten liht o>erfarben. Von den Schnurren ſind einige ſhwarz, andere weiß, einige endlih an der Wurzel ſhwarz und an der Spibe licht. Das weſentliche Merkmal der Gattung bilden die niht gefur<ten Schneidezähne, welche nur am Jnnenrande eine mehr angedeutete als ausgebildete Rinne zeigen.
Jn Ägypten ſieht man dieſe Maus auf | andigen Stellen der Wüſte, beſonders häufig au auf jenen Schuttbergen, welche alle Städte des Pharaonenlandes umgeben. Sie legt ſich vielfah verzweigte, ziemlich tiefe Röhren und Gänge an, am liebſten unter und zwiſchen dem niederen Geſtrüppe und den wenigen kriechenden Pflanzen, welche ihre Wohnorte ſpärli genug bede>en und ihr zugleih das tägliche Brot bieten. Da ſie auh am Tage vor dem Baue erſcheint, kann man ſie leiht beobachten. Oft ſieht man ihrer 10—15 umherrennen, miteinander ſpielend verkehren, von dieſer und jener Pflanze naſchen. Ein herannahender Menſch oder ein herrenloſer Hund verſcheucht die ganze Geſellſchaft augenbli>li<; aber es dauert niht lange, und hier und da gu>t wieder ein Köpfchen aus den Löchern hervor, und wenn alles ruhig bleibt, ijt die ganze Geſellſchaft in kurzem wieder außerhalb der ſicheren Baue. Db ſie ihrem Namen beſondere Ehre macht, laſſe ih dahingeſtellt ſein; ih habe niht wahrgenommen, daß ſie ſi< durch beſondere Snelligkeit im Laufen auszeihnet. Über ihr Familienleben habe ih feine Beobachtungen gemacht.
Die Araber ſehen in den Rennmäuſen unreine Tiere und verfolgen ſie niht. Um ſo eifriger beſchäftigen ſi die Straßenhunde mit der Jagd ſol le>eren Wildes, und oft ſieht man einen dieſer Köter mit der innigſten Teilnahme und [ebhafteſten Spannung vor einem der Ausgänge ſtehen.
Das Gefangenleben hat Dehne am beſten und ausführlichſten beſchrieben. „Fm Käfige“, ſagt er, „muß man dieſe Tiere ſehr warm halten, weil ſie gegen die Kälte im hohen Grade empfindlih ſind. An mehreren Orten, z. BV. im Berliner Tiergarten, haben ſie ſih fortgepflanzt, ſind aber no< immer ſelten in den Sammlungen der Liebhaber oder in den Muſeen. Jh erhielt ein Männchen ohne Angabe des Alters aus Berlin; es ſtarb aber ſehr bald, weil es zu fett geworden war. Es fraß Pflaumen, Äpfel, Kirſchen, Birnen, Himbeeren, Erdbeeren, Mais, Haſer, Hanfſamen, Brot, Milch, Semmel, Zwieba> 2c. An gekochten Kartoffeln, Runkelrüben, Möhren nagte es nur dann und wann aus Langerweile; aber Pflaumenkerne wurden begierig geöffnet, um zu dem Jnhalte zu gelangen, welcher ihm zur Arznei, vielleicht zur Beförderung der Verdauung zu dienen ſchien. Das Tier war reinlih und hatte im Käfige ein beſonderes Pläßchen für ſeinen Unrat, welcher im Verhältnis zu ſeiner Größe ſehr flein, kaum etwas größer als der von der Hausmaus war. Einen übeln Geruch verbreitete es niht, harnte überhaupt ſo wenig, daß die untergeſtreuten Sägeſpäne ſtets troden blieben. An den Drähten des Käfigs nagte es ſtundenlang, verſuchte aber nie eine Öffnung zu machen. Wenn es ſih auf die Hinterfüße ſebte, erinnerte es an die