Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

2E Erſte Drdnung: Baumvögel; einundzwanzigſte Familie: S<hwalben.

Jhr einziges Schußmittel iſt, den Eingang ſo eng zu machen, daß ſie ſelbſt nur ſi< eben no< durhpreſſen können, während dies für den di>eren Sperling unmögli<h iſt und ihn in der That von ſolchen Neſtern abhält, an welchen dieſer Kunſtgriff angewendet wurde.“

Bei uns zu Lande iſt auch die Mehlſchwalbe geheiligt; in Ftalien und Spanien dagegen laſſen es ſi< die Knaben zum Vergnügen gereichen, ſie an einer feinen Angel zu fangen, die mit einer Feder geködert wurde. Die Schwalbe ſucht dieſe Feder für ihr Neſt aufzunehmen, bleibt an der Angel hängen und wird dann von den ſhändlihen Buben in der abſcheulichſten Weiſe gequält. '

Die Erdſhwalben (Cliyicola) kennzeihnen ſi<h dur< verhältni8mäßig langen, ſehr feinen, flachen, ſeitlih ſtark zuſammengedrücten Schnabel mit frei vor dem Stirngeſfieder liegenden Naſenlöchern, zarte Füße mit ſeitli< zuſammengedrü>ten Läufen und [{hwächlichen Zehen, deren mittlere und äußere untereinander verbunden ſind, lange und ſpißige Flügel, ſeiht gegabelten Schwanz und lo>eres, unſcheinbares Gefieder.

Deutſchland und Europa überhaupt beherbergen zwei Arten der Gattung, denen alle übrigen bekannten hinſihtli<h ihrer Lebensweiſe ähneln.

Die Felſenſhwalbe, Berg- oder Steinſhwalbe (Clivicola rupestris, Cotyle rupestris, Hirundo rupestris, montana, rupicola und inornata, Chelidon und Biblis rupestris, Abbildung S. 524), iſt die größere der bei uns vorkommenden Arten. FJhre Länge beträgt 15, die Breite 35, die Fittichlänge 14, die Shwanzlänge 6 em. Alle oberen Teile des Leibes ſind matt erdbraun, die Shwingen und Schwanzfedern ſhwärzlih, lettere bis auf die mittleren und äußerſten mit eiförmigen, \{<hön gelblihweißen Fle>en gezeichnet, Kinn und Kehle, Kropf und Oberbruſt ſ<mugig bräunlichweiß, fein ſ<hwarz längsgeſtrichelt, die übrigen Unterteile erdbräunlih. Das Auge iſt dunkelbraun, der S<hnabel ſ{hwarz, der Fuß rötlih hornfarben. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſih kaum durch die Größe, die Jungen dur<h noch einfarbigeres Gefieder.

Jn Deutſchland iſt die Felſenſhwalbe zwar wiederholt beobachtet worden, und in den ſüdlichſten Teilen des Landes, in gewiſſen Alpenthälern Tirols und Steiermarks kommt ſie wohl auch als Brutvogel vor; ihre eigentliche Heimat aber iſt der Süden unſeres Erdteiles, Spanien, Griechenland und Ftalien. Außerdem bewohnt ſie Nordweſtafrika, Mittelaſien öſtlih bis China, Perſien und Fndien. Sie iſt ein eigentüzulih harter Vogel, der in den nördlichſten Teilen ſeines Aufenthaltes ſehr früh im Fahre, bereits im Februar oder ſpäteſtens Anfang März, erſcheint und bis in den Spätherbſt hinein hier verweilt, in Südeuropa aber überhaupt niht wandert. Jn der Sierra Nevada ſah ih no< am 18. November einen zahlreihen Flug von ihr, und die Jäger, die ih auf das ſpäte Vorkommen einer Schwalbe aufmerkſam gemacht hatte, erzählten mir, daß regelmäßig mehr oder minder zahlreiche Geſellſchaften der Felſenſhwalbe in ihrem Lande überwintern. Dasſelbe erfuhren Graf von der Mühle, Lindermayer, Erhard, Schrader und Krüper in Griechenland. Ein Teil der Brutvögel tritt jedoch auh in Spanien eine Wanderung an, und zwar {hon Anfang September. Um dieſe Zeit beobachteten wir ſolhe in Flügen von $—20 Stü bei Murcia, wo wir ſie früher niht geſehen hatten. Dieſe Flüge ſchienen aber keineswegs eilig zu ſein und ſi hier ebenſo behaglich zu fühlen wie in der Nähe ihres Niſtplazes, hielten ſi< mindeſtens tage- und wochenlang in der Gegend auf.

Der nur einigermaßen geübte Beobachter kann die Felſenſhwalbe niht verkennen. Sie fällt auf durch ihre graue Färbung und dur ihren verhältnismäßig langſamen, ſanft \{<webenden Flug. Gewöhnlich ſtreicht ſie möglichſt nahe an den Felswänden dahin, bald in größerer, bald in geringerer Höhe, mehr oder weniger in gleihmäßiger Weiſe. Doch erhebt au