Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

530 Erſte Ordnung: Baumvögel; einundzwanzigſte Familie: S<hwalben.

befannt. Sie iſt ſhon den Alten aufgefallèn und ihre Thätigkeit in eigentümlicher Weiſe erklärt worden. „Jn der Mündung des Nils bei Heraklia in Ägypten“, ſagt Plinius, „bauen die Schwalben Neſt an Neſt und ſeßen dadurch den Überſhwemmungen des Stromes einen undurchdringlihen Wall entgegen von faſt einem Stadium Länge, den Menſchenhand faum zu ſtande bringen würde. Jn eben dieſem Ägypten liegt neben der Stadt Koptos eine der Jſis geheiligte Fnſel, die von den Schwalben mit vieler Mühe befeſtigt wird, damit der Nil ſie niht benage. Mit Beginn des Frühlinges bekleben ſie die Stirnſeite der Snſel dur<h Spreu und Stroh und üben ihre Arbeit drei Tage und Nächte hintereinander

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Uferſ<hwalbe (Cliyicola riparia) und Purpurſ<hwalbe (Progne purpurea). 1/2 natürl. Größe.

mit ſoler Emſigkeit, daß viele an Erſhöpfung ſterben. Jedes Jahr ſteht dieſelbe Arbeit ihnen aufs neue bevor.“ Es iſt leicht einzuſehen, daß der Neſtbau dieſe Sage begründet hat.

Die Uferſhwalbe gehört zu den kleinſten Arten ihrer Familie. Jhre Länge beträgt höchſtens 13, die Breite 29, die Fittihlänge 10, die Shwanzlänge 5 cm. Das Gefieder iſt oben aſchgrau oder erdbraun, auf der Unterſeite weiß, in der Bruſtgegend durch ein aſhgraubraunes Querband gezeichnet. Beide Geſchlechter gleichen ſih; die Jungen ſind etwas dunkler gefärbt.

Keine einzige Schwalbenart bewohnt ein Gebiet von ähnlicher Ausdehnung wie Die Uferſchwalbe, die, mit Ausnahme Auſtraliens, Polyneſiens und der Südhälfte Amerikas, auf der ganzen Erde Brutvogel iſt. Jhrem Namen entſprechend hält ſie ſi<h am liebſten da auf, wo ſie ſteile Uferwände findet, verlangt jedo< nicht immer ein Flußufer, ſondern begnügt ſi oft au<h mit einer ſteil abfallenden Erdwand. Wo ſie auftritt, iſt ſie gewöhnlih häufig; in keinem von mir bereiſten Lande aber ſieht man ſo außerordentlich zahlreiche