Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Schnuxrrenvögel: Allgemeines. Mönchsſ<hmu>vogel. 545

Weſen und Eigenart der Würger und Fliegenfänger vereinigen in ſih die Tyrannen oder Königs8würger (Tyrannidae), eine, ſoviel bis jeßt bekannt, aus über 450 Arten beſtehende, für Amerika bezeihnende, auf beiden Hälften des Feſtlandes vertretene Familie.

Die Königswürger gehören zu denjenigen Vögeln, welche jedermann beachten und kennen lernen muß; denn ſie zeihnen ſi<h ebenſowohl dur< ihr Betragen wie durch ihre Stimme aus und machen ſi<h ungeſcheut in unmittelbarer Nähe des Menſchen zu ſchaffen.

Die nachfolgenden Blätter ſchildern bekannte Arten der formenreichen Familie, deren eingehende Beſprehung Raummangel verbietet.

Die Arten der Shnurrenvögel (Pipra), etwa 60 an der Zahl, die wohl auh Zier- und Samtvögel oder Manakins genannt werden, ſind in Süd- und Mittelamerika zu Hauſe. Fhr Schnabel iſt kurz und ziemli<h ho<, auf dem Firſte mehr oder minder ſcharfkantig, von der Mitte an zuſammengedrü>t, hinter dem Haken des Oberkiefers ſeicht au3geſchnitten; der Lauf iſt ho< und dünn, und die Zehen ſind kurz, die Außen- und Mittelzehen bis zur Mitte verwachſen; die Flügel, unter deren Schwingen die vierte die längſte zu ſein pflegt, reichen zuſammengelegt wenig über die Shwanzwurzel hinab; die erſten Handſchwingen ſind ſtufig verkürzt und namentlih an der Spitze ſtark verſchmälert; der kurze Schwanz iſt entweder gerade abgeſtumpft oder dur<h Verlängerung der mittelſten Federn keilförmig zugeſpißt. Das Gefieder liegt ziemli< knapp an und iſt zumal in der Stirngegend ſehr kurz, bede>t aber doh die Naſenlöcher und verwandelt ſih um den Schnabelrand herum zu feinen Borſten. Jm männlichen Geſchhlechte bildet Schwarz die Grundfärbung; mit ihr vereinigen ſi aber an einzelnen Teilen des Leibes die lebhafteſten Farben. Dagegen tragen die Weibchen faſt aller Arten ein einfarbiges, graugrünes Kleid, und ihnen ähneln mehr oder weniger auh die Jungen beiderlei Geſchlechtes.

In ihrer Lebensweiſe und in ihrem Betragen erinnern die Shmu>kvögel am meiſten an unſere Meiſen. Sie leben paarweiſe oder in kleinen Familien und Geſellſchaften, hüpfen von Zweig zu Zweig und fliegen weder weit, no< hoch, ſind aber munter und unruhig und deshalb wohl im ſtande, die Wälder zu beleben. Wie ſo viele Vögel des Urwaldes, bevorzugen ſie feuhte Wälder und vermeiden faſt ängſtlich alle ſhattenloſen Stellen, ſo auh die offenen Flußufer. Fn den Morgenſtunden ſieht man ſie zu kleinen Geſellſchaften vereinigt, auh wohl in Geſellſchaft mit anderen Vögeln; gegen Mittag hin trennen ſich dieſe Geſellſchaften, und die einzelnen ſuchen nun die Einſamkeit und die dunkelſten Schatten auf.

Jhr Geſang iſt unbedeutend, wie Pöppig ſagt, „ein leiſes, jedoh re<t angenehmes Gezwitſcher“, ihre Lockſtimme ein Pfeifen, das häufig wiederholt wird. Sie freſſen Kerbtiere und Fruchtſtoſfe; Beeren ſcheinen die Hauptnahrung einzelner zu bilden, und ihnen zuliebe kommen die ſonſt vorſichtigen Vögel wohl auch in die Nähe der menſchlichen Wohnungen. „An der Mündung des Parima“, ſagt Schomburgk, „ſtand ein Feigenbaum mit reifen Früchten in der Nähe unſeres Lagers, der während des ganzen Tages von dieſen ſonſt ſcheuen Vögeln beſucht wurde, die an deſſen kleinen ſaftigen Früchten den Hunger ſtillten.“ Das ziemli< einfache und kunſtloſe Neſt beſteht aus Moos und iſt innen mit Pflanzenwolle ausgefüttert; das Gelege enthält, wie es ſcheint, immer zwei Eier von ſehr länglicher Geſtalt, die auf blaſſem Grunde fein getüpfelt ſind, gewöhnlich aber am ſtumpfen Ende einen Fle>enkranz zeigen.

Der Mönchs\{<hmu>vogel (Pipra manacus, gutturosa und edwardsi, Mana-

cus niger und edwardsi, Chiromachaeris manacus), mit hohen Läufen, ſichelförmig Brehm, Tierleben, 3, Auflage. IF. 35