Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

560 Erſte Drdnung: Baumvögel; fünfundzwanzigſte Familie: Shmu>vögel.

gellenden Geſchreis hebt er den Kopf ho< empor, ſperrt den Schnabel ſo weit auf, daß der Oberteil faſt ſenkreht, der Unterteil beinahe wagerecht ſteht, ſtößt, ohne den Schnabel zu ſchließen, die einzelnen Töne tief aus der Bruſt heraus, ſpringt mit weit geſpreizten Beinen raſh auf dem Zweige hin und her, hebt den Schwanz geſtelzt über die Flügel, zittert auh auf Augenbli>e mit leßteren und klappt erſt mit dem lezten Laute die Kiefer wieder zuſammen. Bei jedem Laute bewegt ſih der Schnabel zu>end ein wenig, Hals, Bruſt und Unterleib aber erheblich; die Kehle wird gebläht, und das na>te Kehlfeld ſ<hwingt erſihtli; die Bruſt hebt und ſenkt ſi< jählings, und die Erſchütterung des ganzen Körpers iſt ſo groß, daß man glauben möchte, die Bruſt müſſe zerſpringen. Erhöht ſi die Erregung, ſo neigt er ſih ſchief na< unten, bewegt ſhüttelnd den Kopf, insbeſondere aber die Kehle, ſtelzt den Schwanz höher als je, ſtre>t ein Bein aus, ſo weit er kann, krampft den Fuß des anderen zuſammen, verdreht beide, wendet ſih abwechſelnd zur linken und reten Seite und ſ<hnellt unter gleichzeitigem Ausſtoßen des lebten, durch eine kurze Pauſe von den übrigen getrennten Hauptlautes zurü> oder ſpringt mit einem ſeitlihen Saße jählings auf eine andere Sißſtelle oder dreht ſih auf einer Stelle mehrmals um ſi ſelbſt. Nach Verlauf von 1—2 Stunden ermattet er endlih und ho>t dann ſ{<weigend auf einem Aſte nieder, um zu ruhen. Daß er ſeinen Liebesrauſch zuweilen mit ſeinem Tode beſiegelt, hat der von mir beobachtete Glo>envogel, der beim Schreien tot von ſeiner Stange herabfiel, bewieſen.

Beeren und Früchte ſcheinen die gewöhnlihe Nahrung der Glo>Æenvögel zu bilden. Der Prinz von Wied fand niemals Kerbtiere im Magen der vielen von ſeiner Geſellſchaft erlegten Schmiede, die er unterſuhte; Schomburgk dagegen behauptet, Reſte von Kerfen im Magen des Glö>ners bemerkt zu haben. Rote Beeren und rote, den Kirſchen ähnliche Früchte, zuweilen auch eine kleine Art von Bohnen, kurz, immer Baumfrüchte ſind die Nahrung derer geweſen, die der Prinz von Wied unterſucht hat, dieſelben Früchte, die nah ſeinen Beobachtungen faſt alle übrigen Shmu>vögel freſſen.

„Es iſt unbekannt“, ſagt Waterton, „in welchem Teile Guayanas der Glöner ſein Neſt macht.“ Schomburgk beſtätigt dieſe Behauptung. „Merkwürdig iſt, daß die Jndianer weder die Neſter, noh die Brutzeit des Vogels kennen, vielmehr allgemein behaupten, daß er niht in Guayana brüte, ſondern erſt nah ſeiner Brutzeit im Lande erſcheine.“ Auch der Prinz von Wied hat das Neſt des Schmiedes nicht finden, no< von ſeinen braſiliſchen Fägern Nachricht darüber erhalten können, vermutet aber, daß es in den Zweigen eines dicht belaubten Baumes ſtehe und kunſtlos gebaut ſei.

Gefangene Glocenvögel gelangen in der Neuzeit nicht allzu ſelten lebend in unſere Käfige, halten ſi< auc bei einfahem, aus gekohtem Reis, Möhren und Kartoffeln beſtehendem Futter mehrere Jahre. .

Die Klippenvögel (Rupicola), zu denen man nur drei Arten rehnet, gehören zu den größeren Arten der Familie. Sie kennzeihnen ſi<h dur<h hohen, ſtarken Schnabel mit ſcharf abgeſeztem Firſte, ungemein ſtarke, plumpe, breitſohlige Füße, deren Außen- und Mittelzehe bis zum zweiten Gliede verwachſen ſind, ziemlih lange Flügel, unter deren Schwingen die vierte die Spitze bildet und die erſte ſehr verkürzt und ſhmalſpibig iſt, kurzen, breiten, gerade abgeſchnittenen Shwanz und volles Gefieder, das beſonders auf dem Bürzel entwi>elt iſt, auf dem Kopfe einen breiten, ſtehenden Kamm darſtellt und auf dem Nüken aus breiten, abgeſtußten Federn mit vortretenden Enden oder langen Spißen beſteht.

Die bekannteſte Art iſt der Klippenvogel (Rupicola erocea, aurantia, elegans und cyana, Pipra rupicola). Das reiche Gefieder des Männchens iſt lebhaft orangerot; die Federn des Scheitelkammes ſind dunkel purpurrot, die großen Flügelde>federn, die