Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
18 Erſte Ordnung: Baumvögel; ſe<Sunddreißigſte Familie: Hornvögel,
behauptet, trinken aber in der That nur äußerſt ſelten: bei aus\<ließliher Fütterung mit friſchen Früchten nur alle 14 Tage, bei gemiſchter Nahrung hingegen alle 3—4 Tage einmal.
Über das Brutgeſchäft liegen mehrere Beobachtungen vor. „Wenn das Weibchen“ ſagt Maſon, „ſeine 5—6 Eier gelegt hat, wird es von dem Männchen ſo vollſtändig mit Lehm eingemauert, daß es eben nur ſeinen Schnabel durch die Öffnung ſte>en kann. So bringt es nun die Brutzeit zu, und es würde ſein Leben verwirken, wenn es die Wand des Kerkers dur<hbrechen wollte. Um es für den Verluſt der Freiheit zu entſchädigen, iſt das Männchen eifrig beſchäftigt, ihm Früchte zuzutragen, und zwar bringt es alle Speiſen unzerſtücelt, weil das Weibchen eine angebrochene Frucht niht anrühren würde.“ Es bedarf faum der Erwähnung, daß der leßtere Teil der Angaben Maſons auf Erfindung oder auf gläubiger Hinnahme fabelhafter Erzählungen der Eingeborenen beruht; der erſte Teil der Mitteilungen aber iſt ri<htig. Tiell vervollſtändigt Maſons Angaben. „Am 16. Februar 1858“, ſo erzählt er, „erfuhr ih von den Bewohnern des Dorfes Karen, daß ein großer Hornvogel in der Höhlung eines bena<hbarten Baumes brüte, und daß ſchon ſeit einigen Jahren derſelbe Plaß von einem Paare benußt worden ſei. Jh beſuchte die Brutſtelle und bemerkte, daß die Höhlung ſi< in dem Stamme eines faſt geraden, auf 15 m vom Boden aſtloſen Baumes befand. Die Höhle war mit einer di>en Lehmlage bis auf eine kleine Öffnung verſchloſſen, dur<h welche das Weibchen den Schnabel ſte>Œen und vom Männchen gefüttert werden konnte. Einer der Dorfbewohner kletterte mit vieler Mühe an dem Baume empor, indem er Bambusſtö>e in den Stamm trieb, und begann den Lehm wegzuräumen. Während. er beſchäftigt war, ließ das Männchen laute, röchelnde Töne vernehmen, flog auch ab und zu und kam dicht an uns heran. Die Eingeborenen ſchienen es zu fürchten und behaupteten, daß ſie von ihm angegriffen werden würden; ich hatte deshalb meine Not, ſie abzuhalten, es zu töten. Als die Höhlung genügend geöffnet war, ſte>te der emporgekletterte Mann ſeinen Arm in das Jnnere, wurde aber vom Weibchen ſo heftig gebiſſen, daß er den Arm ſ<hnell zurü>zog und faſt vom Baume gefallen wäre. Nachdem er die Hand mit einigen Lappen umhüllt hatte, gelang es ihm, den Vogel herauszuziehen: ein erbärmlih ausſehendes Geſchöpf, häßlih und ſ{<hmuztig. Das Tier wurde herabgebraht und auf dem Boden freigelaſſen, hüpfte hier, unfähig zu fliegen, umher und bedrohte die umſtehenden Leute mit ſeinem Schnabel. Endlich erkletterte es einen kleinen Baum und blieb hier ſiven, da es viel zu ſteif war, als daß es hätte ſeine Flügel gebrauchen und ſi< mit dem Männchen vereinigen können. Jn der Tiefe der Höhle, ungefähr 1 m unter dem Eingange, lag ein einziges, ſ<hmußzig lihtbräunlihes Ei auf Mulm, Rindenſtü>chen und Federn. Außerdem war die Höhle mit einer Maſſe faulender Beeren gefüllt. Das Weibchen war von dem Dle ſeiner Bürzeldrüſe gelb gefärbt.“
An einer anderen Stelle verſichert Ti>kell, mit eignen Augen geſehen zu haben, wie das Männchen das Weibchen mit Lehm einmauerte. Nach neuerlichen Beobachtungen Hornes ſcheint es nun aber, daß auch dieſe Angabe noch einer Berichtigung bedarf, indem es nicht das Männchen, ſondern das Weibchen iſt, das die Höhle verſchließt. Horne hatte überaus günſtige Gelegenheit, die Vögel beim Neſtbaue zu beöbachten: „Fm April 1868“, ſo erzählt er, „erhielt ih Mitteilung von zwei Neſtern, die beide in hohlen Baummwollbäumen angelegt waren, nahdem die Vögel mit ihren S<hnäbeln den Mulm herausgehoben und ſo die Höhlung zu erwünſchter Weite vervollſtändigt hatten. Jn jédem Falle erhielt ih drei Eier, und beide Male ſchien die Öffnung mit Kuhdünger oder einer ihm ähnelnden Maſſe verſchloſſen zu ſein. Jh vermochte jedoch der großen Höhe wegen nicht, dies genau zu beſtimmen, und da ih jedesmal 6—8 engliſche Meilen weit zu gehen hatte, fehlte mix die Gelegenheit, den Hergang der Sache zu beobachten. Der Vogel, den ih aus einem der Neſter entnehmen ließ, hatte viele von den ohnehin lo>er ſißenden Federn verloren,