Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Edelvether. Seidenveiher. 489

unterſcheidet er ſi im Stehen, Cehen und Fliegen. Auch er. nimmt höchſt ſonderbare Stellungen an, verbirgt z. B. Kopf und Hals und eins ſeiner Beine derart im Gefieder, daß man von dieſen Gliedern nicht das geringſte bemerkt, ſondern nur einen umgeſtürzten Kegel zu ſehen vermeint, der auf einer dünnen Stüße ruht; aber ſo ſonderbar auch dieſe Stellung ſein mag, anmutiger als die des Fiſchreihers erſcheint ſie immer no<. Der Gang iſt, meines Erachtens nah, wenn auch niht leichter, ſo doh würdevoller als der des Fiſchreihers, der Flug entſchieden ſ{höner, ſchon weil der Vogel fliegend viel ſ{lanker und

Seidenreiher (Ardea garzetta). , natürl. Größe.

jede Bewegung kräftiger, raſcher erſcheint als bei jenem. An Sinnesſchärfe und Verſtand ſteht ex wahrſcheinlih auch obenan, und ebenſo beſitzt er, nah meinen Erfahrungen, keinesivegs die Tücke und Bosheit anderer Reiher, befreundet ſich, gefangen, z. B. weit eher und inniger als dieſe mit ſeinem Pfleger.

Der Cderreiher brütet in Ungarn regelmäßig in den ungeheuern Rohrbeſtänden der Sümpfe, ohne jedo< Bäume zu meiden. Glaubhafte Leute aus Semlin erzählten Naumann, daß der Vogel auf einer Jnſel in der Donau alljährlich niſte, dort ſtändig die höchſten Väume beſezti halte und ſeinen Horſt hoc oben auf dem Wipfel gründe; Valdamus, der zur Brutzeit die Donautiefländer beſuchte, erfuhr zwar dasſelbe, fand jedo<h den Edelreihér ait in den Siedelungen auf, ſondern entde>te ſeine Horſte in dem Röhricht des Weißen Moraſtes. „Jh ſtieg“, ſo erzählt er, „auf eine der mitten im Moraſte liegenden Fiſcherhütten,