Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

38 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

die leßten Handſhwingen weiß geſäumt, die mittleren Shwanzfedern ſ{hwarz, die übrigen ſ<hwärzlihgrau, ihre Schäfte weiß, alle mit lichten, die mittleren mit roſtgelblichen, die äußeren mit weißlichen Säumen geziert. Das Auge iſt braun, der Schnabel rötlich-, der Fuß ſafrangelb. Dem Winterkleide fehlt alles Roſtgelb, und Schnabel und Füße haben minder lebhafte Färbung. Der mehr als kopſlange Schnabel iſt ſanft gebogen.

Wie alle Gattungsgenoſſen brütet auh der Noſtſtrandläufer nur im hohen Norden, dur<wandert im Herbſte und Winter aber Europa, faſt ganz Aſien, einen großen Teil von Amerika, ebenſo auh Afrika, iſt ſogar auf Neuſeeland angetroffen worden. Auf dieſen Wanderungen verläßt er die Seeküſte nur ausnahmsweiſe, um nahe gelegene Binnengewäſſer zu beſuchen, gehört daher im Fnneren des Landes ſtets zu den ſeltenen Erſcheinungen. Am Seeſtrande ſchart er ſih zu ſehr zahlreichen Geſellſchaften, die gemeinſchaftlich leben und handeln. Viele ſolcher Flüge überwintern {hon im Norden, andere ziehen gemächlich ſüdwärts, verweilen unterwegs, wo ſie reihli<he Nahrung finden, ohne ein beſtimmtes Reiſeziel zu erſtreben, und wenden ſih wiederum der Heimat zu, wenn die Brutzeit herannaht. An unſeren Küſten wie dann und wann im Binnenlande erſcheint er bereits im Auguſt und September und zieht im Mai wiederum ſeiner nordiſchen Heimat zu.

Der Seeſtrandläufer entſtammt derſelben Heimat, durhwandert ebenfalls beide Erdhälften, iſt no< weiter ſüdlih beobachtet worden, erſcheint aber ſeltener an unſeren Küſten als ſein Verwandter und beſucht die Binnengewäſſer unſeres Vaterlandes niht. Auch er überwintert bereits im Norden, häufiger an den Küſten Großbritanniens, Hollands, Frankreis, erſcheint und verſhwindet ungefähr zu derſelben Zeit, führt eau faſt dieſelbe Lebensweiſe wie jener.

Beide Arten ſind troß ihres gedrungenen Baues ſehr bewegliche, behende, gewandte, faſt ununterbrochen thätige, raſtloſe, unruhige, kluge und vorſichtige, wenn auch niht immer ſcheue Vögel, laufen und fliegen vortrefflih, ſchwimmen auch ret gut, haben eine laute, hohe, pfeifende, aber angenehme Stimme, lieben Geſelligkeit, leben jedo<h mehr mit ihresgleichen als mit verwandten Arten zuſammen.

Jhre Nahrung, die aus dem verſchiedenſten Kleingetier, insbeſondere Würmern, kleinen zartſchaligen Muſcheln, Kerbtieren und deren Larven und dergleichen beſteht, leſen ſie nur von der Oberfläche des Kieſes oder Schlammes der Küſte wie der Ufer ab, laufen deshalb mit äußerſter Geſchäftigkeit auf und nieder und halten ſi<h, während ſie jagen, etwas entfernt voneinander.

Über das Brutgeſchäft des Roſtſtrandläufers fehlt noc jegliche Kunde; der Seeſtrandläufer dagegen niſtet {hon auf den Shetlandinſeln und weiter na< Norden hin, überall in der Nähe der Küſte. Er erwählt zur Niſtſtelle gewöhnlih einen erhöhten ſteinigen, mit kurzem Graſe oder Mooſe beſtandenen Plaß und legt Ende Mai ſeine 4 mäßig großen, etwa 30 mm langen, 24 mm dien, birnförmigen, na<h Färbung und Zeichnung abändernden, auf grünlih- oder ölbräunlih-grauem Grunde mit zahlreichen großen, umberbraunen Fle>en gezeichneten Eier in eine ſeichte, kaum ausgefleidete Grube oder Mulde. Das brütende Weibchen ſißt ſehr feſt und nimmt bei Gefahr zur Verſtellung ſeine Zuflucht, um den Feind abzulenken. Die Jungen wachſen raſh heran und ſind oft ſhon Ende Juni flügge.

Die Jagd beider Strandläuferarten iſ mühelos, der Fang auf Herden auh niht ſchwierig; das Wildbret lohnt jedo<, da es thranig zu ſhmed>en pflegt, die Jagd nicht. Gefangene Roſt- und Seeſtrandläufer benehmen ſi< wie andere Arten der Gattung.

Der Sichlerſtrandläufer oder Zwergbrahvogel (Tringa subarcuata, subarquata, pygmaea und chinensis, Scolopax subarquata, pygmaea, africana und