Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

70 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

größte Freude bereitet haben würde, hätte ih ihnen Junge im Daunenkleide mit heimgebracht; aber ih vermocht es niht, Jäger zu ſein. Leider denken gewiſſe Eierſammler anders: ihnen haben wir die hauptſächlichſte Schuld zuzuſchreiben, daß der liebliche Vogel auf den Höhen des Nieſengebirges faſt ausgerottet worden iſt.

Während des Zuges teilt der Mornell alle Gefahren, welche dem Goldregenpfeifer drohen, und wird wegen ſeiner harmloſen Zutraulichkeit wohl no< öfter erlegt als jener. Sein Wildbret iſt freilih das zarteſte und wohlſhme>endſte von allem Federwild; es übertrifft ſelbſt das der geſchäßteſten Schnepfen.

Auf flachen Kies- und Sandufern der Flüſſe und ebenſo an der Küſte des Meeres immer aber an freien Gewäſſern, niht an Sümpfen, treibt ſih der Flußregenpfeifer, auh Strandpfeiſer, Sand- oder Griesläufer, Sandhühnchen oder Seelerche genannt (Charadrius curonicus, fluyiatilis, minor, philippinus, pusíllus, minutus, hiaticuloides und zonatus, Aegialites fluviatilis, minor, curonicus, minutus, pusillus, gracilis, pygmaeus und ruficapillus, Hiaticula philippina und pusílla, Pluyialis fluviatilis), umher, ein Vogel, der an Größe unſere Lerche kaum übertrifft, da ſeine Länge nux 17, die Breite 34, die Fittichlänge 11,5, die Shwanzlänge 8,6 em beträgt. Wangen, Scheitel und Oberkörper ſind erdgrau, die Unterteile bis auf die Halszeihnung weiß; auf der Stirn ſteht ein {hmales ſ{hwarzes Band, an welches ſi<h ein breites weißes reiht, das wiederum nach hinten zu dur ein ſhwarzes begrenzt wird; die Zügel ſind <hwärzlih, der Kropf und ein von ihm aus nach hinten ſih ziehendes Band tiefſhwarz, die Schwingen dunkelbraun, an der Spie {hmal weiß geſäumt, gegen die Wurzel innen weißlih, die Handſchwingen hier ausgedehnter und ebenſo an der Spige weiß wie der Schaft der erſten Handſchwinge, die Oberflügelde>federn entſprechend gefärbt, die äußeren beiden Schwanzfederpaare weiß, die übrigen braun, bis auf die beiden mittelſten alle vor dem weißen Ende mit dunkler Querbinde geziert. Das Auge iſt dunkelbraun, ein ziemlich breiter Ring darum kfönigsgelb, der Schnabel ſ<warz, eine ſ<hmale Stelle an der Wurzel gelbli<h orangefarben, der Fuß rötlichgrau. Beim Weibchen ſind die Farben bläſſer; den Jungen fehlt das ſ<hwarze Stirnband. y

Man hat den Flußregenpfeiſer in ganz Europa, faſt ganz Afrika und ebenſo beinahe in ganz Aſien gefunden. Die ſüdlichen Gegenden berührt er wohl nur während ſeines Zuges, der ihn im Auguſt oder September von uns wegführt und ihn im März oder April uns wiederbringt; noh im äußerſten Süden Europas aber gehört er unter die Brutvögel. Fm Norden hält er ſi faſt ausnahmslos an den Ufern von Binnengewäſſern, fern vom Meere, auf; in der Winterherberge bevorzugt er ähnliche Orte, kommt jedoch gelegentli<h auch einmal am Seeſtrande vor. Er reiſt in großen Geſellſchaften und hält ſih in der Fremde ſtets in ziemlihen Schwärmen zuſammen.

Fhm ähnlih, aber merklih größer iſt der Halsband- oder Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula, torquatus und intermedins, Aegialites hiaticula, intermedins, auritus, hiaticuloides und septentrionalis, Pluyialis torquata, Hiaticula annulata, torquata und arabs). Bei ihm find ein ſ{hmaler Saum an der Wurzel des Oberſhnabels, der Vorderſcheitel und ein mit beiden zuſammenhängender breiter Zügel- und Ohrſtreifen ſowie ein ſehr breites Kropfquerband ſhwarz, ein ſhmales, vom Schwarz eingeſchloſſenes Stirnquerband, Schläfengegend, Kinn, Kehle und ein von hier ausgehendes, nah hinten ſi< verſhmälerndes Halsringband ſowie alle übrigen Unterteile weiß, der Scheitel und die ganze Oberſeite erd- oder hell olivenbraun, die Schwingen braunſchwarz, innen an der Wurzel breit weiß gerandet, außen von der fünften an mit einem weißen