Charakterologie

Die Bedeutung der Rajlelehre 149

verloren gehen. Die Erforjchung der Gründe zu diejer Gefahr gehört natürli aufs engjte zum Aufgabenfteis der Rajfelehre. Er fan verloren gehen dureh Ichlehte Mifhyungen, die jeine wertvolle Bejonderheit nicht mehr durhfommen lajfen, durch biologijhe Entartung, wenn 3. B. die biologijc) tragenden Schichten (das jind immer die einfacheren) zerjeßt werden, oder wenn die hiltorijche Auslefe die Fräftigen Schichten ausmerzt durch unglüdlihe Kriege, Derfolgungen ujw.

Rajje ijt nicht dasjelbe wie Dolf. Ein Dolf fan ein Zujammenipiel mebrerer Rajjen daritellen (und tut es heute durchweg). In dem „Stil” des Dolfes werden ji) dann die „Stile“ der Rajjen wiederfinden, aber nicht jo, wie fie jich bei den einzelnen Rajjen zeigen würden, wenn jie unvermijcht wären. Das Dolf wird eine neue Einheit bilden, die mehr ijt als die bloße Summe der rafliihen Merfmale. Das Dolf als Einheit ijt aljo nicht das= jelbe wie jeine rajjiiche Zufammenjeßung, aber es ruht als diejes bejtimmte Dolf mit jeiner Eigenart auf diefer bejtimmten Rafjezufammenjetung. So iit die Gejhichte der Dölfer zwar nicht einfach identijch mit der Gejdhichte der Rajjen, aber jie gründet in ihr und bleibt von ihr abhängig, folange Dolf und Rajje beitehen.

Die Miihungsformen einzelner in jich ausgeprägter Rajjen ijt demnadı für die Gejundheit des Dolfes und vor allem für feine hiltorijche und £ultu= telle Konitanz das große Problem. Es gibt Rajjen, deren Mijchung miteinander erwiejenermaßen „tilserjtörend” ijt, d.h. Einheitzerjtörend, Dolfzerjtörend. Und da die Menjchheit in Dölkern wädjlt, bedeutet dieje zerjtörende Sunttion eine biologijche Krankheit der Menjchheit überhaupt. Der Aufbau von Kulturen, von Staaten mit einem Redıtsiyjtem und damit erjt die Lebensmöglichfeit aud; für das Individuum wäre nicht mehr möglid).

Gejunde Rajjen und gejunde Rafjemijhungen jind einander gleichwertig. Keine Rajje jtellt jhon an jid) einen überragenden Wert dar. Daß aber der Angehörige einer Rafjje aus diejer objektiven Einficht heraus aud) feine Liebe, jeine innere Solidarifierung mit jeiner Rajje auf alle Rajjen gleichmäßig verteilte, wäre jelbit ein Kranfheitsijymptom, im Grunde nicht weniger entartet, wie beim Individuum das Aufhören des Selbjterhaltungstriebes und der Kampfbereitihaft um das eigene Leben. Bei größter Liebe und ltärfitem Einjaß für die eigene Rajje (bzw. das eigene Dolf, das auf diejer tajjiichen Grundlage ruht) zugleich das größte Derjtändnis und die größte Schäßung für andere (gefunde) Rafjen aufzubringen, ift die Kulturaufgabe, die dem gebildeten Menjchen in diejer Hinficht erwächit, — wie immer eine Aufgabe des Aushaltens einer großen Spannung. Wejensmäßig verträgt fic jeder Grad innigjter Liebe zum Eigenen mit jedem Derjtehen und Schäßen