Charakterologie

160 Die Gejhlechtertypen

Bei diejer hödhjt bunten Struktur des Gegenjages männlih— weiblich braucht es nicht zu wundern, daß mit den vielen darin eingejchlojjenen Bedeutungen ein Spiel getrieben wird, das man oft nur als begrifflihen Unfug bezeichnen fann. Was im allgemeinen an bejtimmten Inhalten für den Gegenjak angegeben wird (aftiv—pajjiv; jchöpferiich-aufbauend — be> wahrend; verjtandesmäßig erflärend — intuitiv einfühlend ujw.) ijt im Grunde recht unbefriedigend, denn es jet immer jchon voraus, daß dieje Prädifate in einem jehr bejonderen Sinne genommen werden, der feineswegs jelbjtverjtändlich ijt, der aber gerade das Entjcheidende enthält: nämlich die männliche oder weibliche „Tönung” der an jich jtets für beide Geichledhter geltenden Merfmale.

Da der Gegenjat andererjeits in dem Solidejten, was es gibt, nämlic) in dem Urinterejje der Natur verantert ift, ijt wiederum aud) an den phan= taftijchjten Affoziationen, die in vager Weije aus ihm abgeleitet werden, immer nod; „was dran“. Aber gerade darum bleibt er für ernite Begrifisarbeit jo unbefriedigend.

Man fann 3. B. den Gegenjat der abendländijchen und morgenländijchen Welteinitellung „irgendwie“ mit dem Gejchlechtergegenjaß in Derbindung bringen. (Der Buddhismus hat „etwas Weibliches“ — das heldenideal des Abendländers, jelbjt noch in der chrijtlichen Dariante, etwas ausgejprocdhen Männliches.) Man fann den Derjtand männlich, das Gefühl weiblid) nennen. Man fann (fiehe Bahofens genialen Entwurf diejes Gegenjaßes) entwidlungsgejchichtlich und im Zeitquerfchnitt durch die jeweilige Kultur — den Tag (das Helle, das Apollinifche, Gejtaltete) dem Männlichen, — die Nacht

Unterteilungen der männlichen Sächer jind danady bejtimmt: 1. held, Heldenvater, jugendlicher Held, — jchwerer, Teichter Charafterjpieler ufw. Der „Bonvivant“ ijt eine Spielform des harmonijch zum Leben jtehenden Helden, der „Naturburjche“ ijt die primitive Sorm des Helden ujw. — Die weiblihen Sädher aber find nad) der Stellung zum Manne gegliedert: Kennzeichen der „Naiven”, daß fie vor dem erjten Erlebnis mit dem Manne jteht, der „Sentimentalen”, mitten in diefer erjten Erjchütterung zu jteben, der „Salondame“, ganz auf die erotijche Dimenfion eingejtellt zu jein (völlig anders als der „Bonvivant“, der ihon dem Namen nad) vor allem auf das — gute — Leben eingeftellt ift, zu dem dann die Srauen auch gehören). Kennzeichen der „Heldin“ ijt: fich vom Weiblichen Ioszufagen — die Dimenfion Mann— Weib zu verlajjen —, was dann be= zeichnenderweije ausnahmslos zu einem tragijchen Scidjal führt: Sappho, Jungfrau von Orleans, Judith ufw. Und aud) die „Tomijche Alte“ Tiegt nod; völlig auf diefer Dimenfion: fie ijt die Karifatur des Weiblichen gegenüber dem Männlichen, während der männliche Komifer die Karifatur des Männlichen in bezug auf das Leben und das Schidjal ilt.