Charakterologie

Syitem des Durchgangs der Erlebnijje durd) die Seele 179

Dieje Überlegung führt kritiiy gegen Kretjhmer gewendet zur Stage, wieweit an überhaupt foldhe relativ getrennten Sähigteiten anjeßen darf, wieweit anderer= feits etwa die Eindrudsfähigteit |hon von der jpäteren Phaje der Derarbeitung abhängig ijt (in derlebendigen Natur richtet fich jehr oft der Beginn eines Progejjes nad) feinem Ende); oder wieweit die Empfindlichkeit (bei Kretichmer als Unterform der Eindrudsfähigfeit aufgeführt) eine Solge der guten oder jchledhten Erlebnis= abfuhr ift ujw. — Die einfahe Nebeneinanderorönung, Sürsjich-Stellung diefer Sähigfeiten muß aljo jelbjt wieder als nur eine Charafterform angejehen werden. Mit Kretihmer gejproden: ein zytlothymer Charakter wird eine andere Anord= nung diejer Einzelfähigfeiten zeigen (viel mehr gegenjeitige Abhängigfeit vonein= ander) als ein jchizotbymer. Mit Jaenjc gejproden: Der Desintegrierte wird beljer in diejer deutlichen Gliederung erfaßt werden als der jtart Integrierte. Sie wird überhaupt bei beiden eine gänzlid) andere Sorm annehmen. — Dies hebt die Gliederung nicht als faljch auf, unterftellt fie aber nochmals einer neuen Zweiteilung, wobei es wahrjcheinlich für dieje beiden Typen der jtarfen oder [ywachen Gliederung noch wieder zu unterjdhiedlicher Abhängigkeit der einzelnen Sähigfeiten von= einander fommt: jhlechte Aufarbeitung beim Desintegrierten wirft ji} anders auf die Retention und die Eindrudsfähigfeit aus als beim Integrierten ufw.

3. Die intrapjydiiche Aftivität.

Grob überjegt, meint Kretihmer damit das, was wir aus einem Erlebnis innerlih „maden“. Kretihmer umjchreibt es als die Sähigteit des Charatters, das Erlebnis nicht nur feitzuhalten, fondern daraus neue Gefühls= und Doritellungstihtungen zu entwideln, neue Willensantriebe entitehen zu lajien, furz, das Erlebnis im günjtigjten Salle auf die beite Höhe jeiner inneren Wirfjamfeit zu bringen. — Die Retention betrifft aljo mehr die ein= fahe zeitlihe Dauer der Lebendigfeit des Erlebnijjes in uns, die intra= pjyhiihe Aktivität meint die Art diejer Lebendigkeit des Erlebnijjes; was es in uns bewirkt, weldhe pjychilchen Zeijtungen es vollbringt. — (Einen ähnlichen Gegenjaß jtellte €. Cuda!) auf: den des nur aufbewahrenden [teproöuftiven] und des jhöpferijch-produftiven Charafters.)

4. Die Ableitung in die Handlung.

Dies ijt die legte Phaje. Jede Erregung drängt von fich aus danad), „ab= zujtrömen“, das heißt, ji) in eine Handlung oder einen fie vorbereitenden Entihluß umzujegen. Die Art diejer Leitfähigkeit ift enticheidend wichtig für alle jene Erjcheinungen, die wir mit Handlungsbefangenheit, Schüchternheit, Zurüdhaltung, Hemmung, Stauung ufw. bezeichnen. Leitungsitörungen gegenüber hochgradig affeftbetonten Erlebnijfen find für die Entitehung vieler |hwerer pjychopathijcher Zuftände die Urjache.

1) Das Problem einer Eharafterologie. Acc). f.d. gel. Piychol. Bd. 11, 1910.

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