Charakterologie

Würdigung und Kritik 199

itellung auf einem Raume zur Lektüre des Klagesihen Werkes jelbjt anregen.

Der fritijhe Punft liegt bei Klages in aller Deutlichfeit in jeiner Derwendung des Eigenjhaftsbeariffes. Klages jelbjt jteht ihm mitunter Eritijch gegenüber, geht aber dodh in der Grundrichtung feines ganzen Syitems am Kern des Eigenjhaftsproblems vorüber.

Unjerer Anficht nad) gibt Klages in allen vermeintlichen „Eigenjhaften" in Wahrheit Typenbegriffe. Er „porträtiert” gleichjam den menjhlichen Charakter aus den buntejten und wecjjelndjten Typenperjpeftiven heraus, wobei er jich größtenteils der in der Alltagsipradhe vorfindlichen Bilddimenjionen des Charafters bedient. Daraus erwädlt als pojitives Ergebnis die große Lebensnähe, daraus aber auch die Unzulänglichkeit jeiner En= ordnung als eines echten „Aufbau”sSyjtems. Wir veranjchaulihen, was gemeint ilt, an einem abjichtlich Örajtilch gewählten Beijpiel:

Eine Diytung möge dadurdy bejchrieben jein, daß man von ihr jagt, fie habe „viel Kleijtiihes" „in ji”, au) „manches Eichendorffjche” (etwa in dem Sinn für die Hintergründigteit des Dajeins) und fie habe, was die Handlungsführung angeht, „etwas von der Ibjenichen Geheimnisjpannung“ „in jih“. — Und dagegen nun jtelle man Angaben über das, was eine be= itimmte Speije „in fih” habe: aljo etwa „viel Mehl, ein wenig Butter, drei Eier und t/, Siter Mil“. In diefem Beijpiel haben wir einen flaren Gegenja& einmal von Typenbejchreibung, das andere Mal Inhaltsangabe von Beitanöteilen. Unerwünjchtijt an diejem Beijpiel, daß die „Beitandteile” in diejern Salle „Stüde”, meßbare Materieteile find. Es joll aber dafür ge= lorgt werden, daß diejer „Hinffuß des Dergleiches“ nicht in feine Anwendung mit hinübergenommen wird. Worauf es anfommt, ijt vielmehr folgendes: Im eriten Sall wird das Dichtwerf zwar aud) mit den Worten „viel von dem”, „wenig von jenem“ jcheinbar „zujammengejett", aber es wird damit nicht gejagt, daß es fi) jachlich daraus aufbaue. „Diel Kleijtijches“ meint, daß die Dichtung dem Typ, den Kleijts Werk daritellt, nahefommt. Mit diejer Kennzeichnung geht man nicht in die Dichtung hinein, jondern bleibt ducchaus vor ihr jtehen, würdigt fie als Ganzes und bejchreibt fie bei jeder Dergleihung mit einem Typ immer wieder neu als Ganzes. Und das, von wo aus man jie beichreibt — womit man jie „vergleicht“ —, find ebenfalls Ganzheitstypen, find ganze Individualitäten in typiicher Ausprägung.

In ähnlicher Weije fönnte man aud) eine Speije bejchreiben, dann näme ih, wenn man nicht ihren jahlihen Aufbau jchildern wollte, jondern das „Geihmadsbild“, aljo das, was wir von ihr „erleben“. Man würde fie dann etwa bejdhreiben als „jüß“, mit einem herben Nachgejhmad, als jehr