Charakterologie

206 Ludwig Klages

feitsreihen fortjchreiten, jo Tann es uns immer pajjieren, daß wir durd) die jeweils nur „cum grano salis“ richtige Gleichjegung am Schluß einer Reihe bei einem grundverjhiedenen Gegenjaß anfommen. Klages rechnet 3. B. zu den Anlagen die Gefühlsgaben, zu den Triebfedern u. a. die „DerItandesherrihaft". Nun jagt er, daß der Gegenjaß von Anlagen und Triebfedern dem „längjt als unwiderleglicy und unvermeidlich erfannten von Dorjtellung und Gefühl" entipräche. (Aud) dieje von mir wörtlich notierte Stelle finde ich in der neuen Ausgabe nicht mehr.) *) So fäme dann am Schluß diefer Einorönungen und Gleichjegungen von Typendimenjionen heraus, dah die Gefühlsgaben als Anlagen unter die Dorjtellung, die Deritandesberrjchaft als Triebfeder unter das Gefühl einzuorönen wäre!

Damit ijt nicht gejagt, dab diefe Zufammenitellung von Klages eine be= liebig gemijchte ift, daß die Perjpeftiven genommen werden, wie es gerade paht. Dielmehr liegt ein einheitliches Prinzip der jeweiligen Aus= wahl zugrunde. Aber das wirft fich eben bei Zujammenjtellungen von Typologien dennod) fo aus, daß bei dem Ungefähr aller Gleihjegungen und Unterorönungen die ganze Einteilung feine zwingende ijt. Es ijt gewiß nicht „zwingend“, den Gegenjat von Genuß und echter Hingabe dem von Bindung und Löfung gleichzufegen, jo daß 3. B. die Morphiumjudt als Genuß unter die Bindungen fällt, der Narfojetrieb als Hingebung unter die Löfungen (fo bei Klages in der Tabelle der Triebfedern!). Um das mitzumachen, muß man den jehr vielgejtaltigen Begriff des Genieens nad) einer ganz bejtimmten Seite jo zujpigen, daß man zu einem hödjt |peziellen Typ des Genuffes fommt (und entiprechend mit dem Begriff der Hingabe, wobei man obendrein jehr energijch die Wertung mitmachen muß, die Klages anlegt), — und ebenjo muß man unter Gejchlehtsbegierde wieder etwas veritehen, was aus der Sache, aus der wirklichen „Gejchlechtlichteit”, nur eine ganz bejtimmte Seite zu einem Typ zujpigt (und entjprechend muß man die Zufpigung zum Typ des der Begierde gegenüberjtehenden Eros mitmadjen). Macht man das nicht mit, unterjtreicht man 3. B., was ebenjo richtig ift, daß auch die jublimfte Derfeinerung der Naturtriebe nod auf der urfprünglichen Haturgrundlage ruht und mit der unwertigjten Entartung zufammen dem gleichen Stamm entwädlt, dann tommt manzumjahlicyen Oberbegriff „Gejchlechtstrieb“, mit dem man eine Komponente im Cha= tafter meinen darf, und Klages’ Gegenjat wird dann zu einer Unterteilung,

1) Es ijt natürlich für das hier zu unterjuchende Orönungsprinzip gleid)gültig, ob Klages von der Möglichfeit, „Anlage — Triebfeder“ mit „Dorjtellung Gefühl” gleichzujegen, Gebrauch macht oder nicht, ob er perjönlich in eine an Jic) richtige Konfequenz eintritt oder nicht.