Charakterologie

Würdigung und Kritit 207

von der wir nicht mehr wiljen, welche realen jahlihen Saftoren im Cha= after ihr entiprechen.

Wir fönnen aber dieje Kritit nod) flarer in einer andern Sormel fallen, die wir aus der Einteilung der philojophiichen Methoden der letten Zeit nehmen: Klages ijt der „Phänomenologe” der Charafterologie. Er geht auf „Wejenheiten“ aus. Der Phänomenologe unterjudht die Bildgeitalten der Welt, unabhängig davon, welche jachlihen Grundlagen ihnen zugrunde liegen. Er fragt nicht, welche Realfräfte im Charakter etwa das erzeugen, was wir alle mit „Geiz“ meinen, fondern er nimmt fid) verjchiedene „typiiche* Sälle von Geiz vor und ftellt die Wejensmerfmale zufammen. Er jieht davon ab, ob den Wejenheiten (die er fait immer in Typengegenjäßen orönet und die er rejtlos jo orönen fönnte!) entiprehende Gliederungen in der Realität zugrundeliegen. Seine Aufgabe ijt, das „Wejentliche“ irgend eines Gegenjtandes zu flären, abgejehen davon, ob er überhaupt Realeriitenz hat, ob er eine Phantafie, eine Täujchung ift. „Was meinen wir, wenn wir von jemandem jagen, er jei ‚ehrgeizig'“, — das ilt eine typiic) phänomenologiiche Stage. Und fie führt (wie hier nicht näher be= wiejen werden fann)!) zu einer Qypenbejchhreibung. Der jeiner Methode bewußte Phänomenologe weiß dabei jtets, daß feine Einteilungen nicht mit realer Gliederung verwechjelt werden dürfen, daß, weil fih das Typijche (das Wejentliche) der Erlebnisgeitalt „Schönes“ Zlar von dem Typijchen des „Gerechten” fcheiden läßt, dieje Gliederung niemals zu einer pjychologi= ihen Grundlegung von Kräften im Charakter verwendet werden darf. „Diychologie” war im Kreije der Dhänomenologen geradezu ein Schimpf> wort. Wie die Natur es jchafft, daß in der Brechung mit dem Leben 3. B. die Wejensgeitalt „Ehrgeiz“ entiteht, das war eine Stage, die „gar nichts” zu tun hatte mit phänomenologijhem Dorhaben.

Klages aber ijt jich über jeine Methode nicht klar. Bei ihm wedjjelt die Tendenz, Typen zu flären, mit der anderen, Realfaftoren im Charafter zu zeigen, auf Schritt und Tritt. Geht man fein Werf nun unter diejem Gefichts= punft duch, jo werden einem die Unjtimmigteiten Zlar, jo löjen jich mand}e der Einwände, die gegen ihn erhoben find, jo bleibt allerdings aber audh ein tadifaler Einwand übrig: daß er nämlicy ein Konglomerat von jahlihemn Aufbaufyitern, Drönung von Wejens- (= Typen>) Begriffen und vonlogijchen Einteilungen gibt. Hält man fich dies vor Augen, jo bleibt aber auch der Wert jeder einzelnen Unterfuchung, wenn man fie in diefer Weije an

1) Siehe einiges darüber in meinem Bud) „Seele als Äußerung“. Seite 10, Leipzig 1956.