Das Nordlicht. Bd. 1-2
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Orpheus segnet: „Schwärmt dahin, ihr Lieben! Taten mögen euern Trieb gestehn;
Wo ein Funke treu und schön geblieben, Kann ein Wanderstamm zur Sonne gehn.
Feinde! Daß ich eure Geister stähle,
Zückt nach mir! Die Messer sind geschärft. Leise List belispelt eure Seele:
‚Schnür den Hals!‘ daß ihr den Gegner werft!
Doch der Geist, der weiß, daß er in jeden Sonnensohn, aus Erdenheimweh, kam,
Mahnt uns sanft: Ihr sollt euch nicht befehden, Werdet reich an Taggewalt und Scham!
Willst den Menschen du aus Sonnenkreisen, Wo sein Wesensflug ihn hingesetzt,
Oder aus den reinen Taggeleisen Niederziehn, so ist er tief entsetzt!
Hilfreich rollt ihm Feuer durch die Adern; Von Bedenken rasch und fest gepackt, Schwankt er, fängt an hart mit sich zu hadern: Seine Seele sucht den alten Takt!
Flügle, Gut im Blut, du Glut der Erde, Feuer, das mir Seelenhuld verklärt, Durch die Wangen meiner treuen Herde: Freie Friedlichkeit sei unversehrt! «
Schwalben zittern wie durchbangte Herzen. Steil entsaust ein trauter Taubenschwarm. Schafe blöken auf, in wilden Schmerzen. Hirten packt ein unerhörter Harm.