Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 100
logischen Fragestellung ausgeschlossen"). Schöpfung bedeutet kein materiales Hervorbringen der Welt, sondern ihr Befaßtsein aus und in der Vernünftigkeit, der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Güte, dem logos, Gott. Denifle hatte also vom thomistischen Standpunkt durchaus recht, wenn er sagt, Eckhart hebe die Schöpfung auf (Den. 513, 515), aber darin liegt kein Mangel, sondern gerade der Ausdruk der theologischen Prägnanz. Die Aufhebung des „natur-philosophisch“-metaphysischen Schöpfungsbegriffs durch den Begriff des reinen Nichts ermöglicht nunmehr erst eine eigentlich exakt-theologische Stellung und Auflösung dieses Problems.
Es könnte gegen unsere Darstellung eingewendet werden. Eckhart vertrete ja ausdrücklich eine productio ad extra'”) und stehe also noch durchaus auf scholastischem Boden. Es zeigt sich hier wie an anderen Stellen seine Tendenz. die Tradition aufrecht zu erhalten und gleichwohl seine völlig andersartige Auffassung daneben zu behaupten. Seine langen Ausführungen über die Schöpfung III 358 ff sind für diese Zwiespältigkeit ein schlasender Beleg: Eckhart interpretiert in zunächst acht zusammenhängenden Expositionen den Text: Creavit omnia ut essent. Darin soll die allgemein übliche Meinung (communior acceptio) zur Darstellung kommen (551,22 ff), daß die Kreaturen ein vVirtuelles Sein in Gott haben und durch die Schöpfung ein wirkliches Sein (esse formale) extra in rerum natura bekommen"*). Es herrschen auch Urteile rein scholastischer Prägung vor wie: (Esse rerum) respicit causam extra (541,4): (Res) non habent esse suum aliquod formale, nisi causaliter educantur et producantur extra ut sint (542,6). In den meisten Argumenten tauchen jedoch Wendungen auf, die die begriffliche Sicherheit und Ein-
deutigkeit des Textes durchaus in Frage stellen in der Richtung “) PF. 13:67, 6f.: Alliu dine sint geschaffen von nihte: darumbe ist ir reht ursprune niht. Pf. 87:284, 1,ff. (= Qu. 58,11 ff.) ... so bin ich min selbes sache nach minem wesen, daz @wie ist, unde niht nach minem werden, daz zitlich ist.
“) III 542,6: Omnia... sunt in Deo, tamquam in causa prima, intellectualiter, et in mente artifieis. Igitur non habent esse suum aliquod formale, nisi causaliter educantur et producantur extra. ut sint. Et hoc est, quod hie dieitur: Creavit Deus. ut essent omnia.
=) IH 551,22 ff.: ... in qualibet octo exposicionum premissarum littera debet ordinari secundum communiorem acceptionem, ut diecatur quod Deus fecit omnia, ut essent, id est, ut haberent esse extra, in rerum natura, quamvis ab eterno in ipso fuerint et eternaliter secundum ipsas raciones, ut sunt intelligere ...
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