Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 99
Besonders charakteristisch in dieser Hinsicht ist die bereits mehrfach erwähnte Stelle IV 584-591: Das an sich Mannigfaltige wird in der „Seele“ zur Einheit verknüpft (multa copulare unum et in uno IV 389,17). Da nun Gott in diesem Zusammenhang als „anima mundi” bezeichnet wird (519,9), komme es ihm, der seiner ganzen Natur nach anima und intellectus sei, eigentümlich zu, zu schöpfen, aus dem Nichts das Sein und Seiende zu machen"). Derselbe Gedanke, Mannigfaltiges zur Einheit zu bringen. kommt in dem Motiv des schöpferischen Schauens zum Ausdru&k. Gott schaut die Dinge an und gibt ihnen damit Sein“). Da Gott kein „Dasein“ hat und eigentlich in der Seele ist, obwohl nicht mit der Seele identisch, spannt sich in der Seele als dem logos das Wesen in seine polaren Momente, und Gott schöpft .„in der Seele“ die Welt") und die Seele selbst als das polare Glied zu Gott schöpft mit Gott die Welt”) (darüber Weiteres im 1]. Teil).
Schöpfung kann somit definiert werden als eine Bestimmung des Mannigsfaltigen zur Einheit kraft des Begriffs. Das geschieht in der „Seele“ als dem logos selbst. Schöpfung ist keine actio ad extra, sie kann also nicht den Sinn einer Schöpfung der Materie haben. Die Materie ist etwas von Gott völlig Unbereichbares, weil sie das reine Nichts ist. Dasein ist Privation des Seins und konvertibel mit dem Begriff des malum. Gott aber als das Sein kann nicht das Nichtsein hervorbringen: III 556, 10: de Deo est impossibile quod sit causa mali et mortem fecerit, sive quamlibet privacionem (cf. III 554 $ 5: Deus non facit mortem.; IV 245,2). Da die factio der Kreaturen durch Gott in dem Akt der zeugerischen Erkenntnis besteht, entspricht dem die These, daß Gott das Nichtsein und also die Kreatur an sich nicht kennt”), denn das Nichts ist dem Sein, welches durch den Begriff des Erkennens d.i. des logos substituierbar ist, inhomogen. Wenn er es aber nicht erkennt, dann bringt er es auch nicht hervor, denn das Erkennen ist die productio. Die Frage nach der Her-
kunft der materiellen Welt ist somit aus dem Umkreis der theo17) IV 591,9: Deus, utpote anima mundi, habet propriissime, creare, de nihilo facere ens et esse,
us), Pf, 85 — 1 155,21: Da got die creaturen an sicht, da geit er ir ir
wesen: da die creatur got an sicht, da nimet si ir wesen. Pf. 40:156, 25 f.
110, Pf. 66:207, 10 f. 120, Pf, 65:199, 15. 21) IV 314, 11 ff.