Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 101
einer „logischen“, einer idealistischen Haltung. Entscheidend ist nun, daß Eckhart den Begriff der creatio mit dem der generacio und formacio‘”°) gleichsetzt und daraus folgert — durch die Erläuterung an der generacio in divinis“) — daß das Sein der Kreatur mit dem Gottes wesenseins sei: Intendit omne agens et generans se alterum sibi simile (549, 19). Daß die abschwächende Bemerkung 549,15: die Wesensgleichheit sei nur vollkommen, wenn das Vater — Sohnverhältnis ein wahres sei wie in der Gottheit, im Zusammenhang mit andern Äußerungen über dasselbe Problem belanglos ist, ist oben gezeigt worden (p. 45).
Der erste Teil seiner Darlegungen soll gezeigt haben, daß das Ziel der Schöpfung das ipsum esse rerum ist (357,8). Das wäre ein scholastisch korrektes Ergebnis. Das Sein der Dinge ist aber, wie sich zeigte, wesenseins mit dem Sein Gottes infolge der Homogeneität der Bestimmung durch generacio und formacio. Die rein „logische“ Wendung der zweiten Gruppe von Argumenten beweist also, daß die korrekt scholastischen Argumentationen der ersten Gruppe eine kompromißlerische Konzession an die Tradition sind. Das beweist ja auch der Text IIT 440 innerhalb des Sapientiakommentars selbst, der sich ausdrücklich gegen jede scholastische Schöpfungslehre verwahrt und also dieser traditionsgebundenen Auffassung direkt widerspricht: Non ymaginandum, sicut plurimi autumant, quasi Deus extra seetase. . creaverit.
b) Die Schöpfung des Universums.
Eckhart wirft die zu seiner Zeit viel erörterte Frage auf, wie denn der eine Gott die Vielheit der Dinge schaffen könne. Avicenna hatte die Ansicht vertreten, daß von Einem nur Eins ausgehen könne. und daß durch dieses als Mittelglied erst die Entstehung der Vielheit möglich werde. Es beruht diese Auffassung auf der ontologischen Voraussetzung, daß die Einheit Gottes eine substantiale ist. Eckhart hat, das läßt sich indirekt erweisen, diese substantiale Einheit zu einer Einheit der Ordnung gemacht: Die Einheit Gottes bedeutet die Einheit der Mannigfaltiekeit der Ideen. Die Vielheit der Dinge ist durch einen entsprechenden Ordnungsbegriff zu einer Einheit verknüpft: durch den Begriff des Universums. Das Universum ist das Ganze, in dem die einzelnen Kreaturen als Teile ihr Sein haben. So schöpft Gott das eine Universum, das doch mannigfaltig ist hinsichtlich
=>) III 549,8: Creavit ut essent. Esse autem per formam substantialem est et generacionem.,
=), III 550,6: Generacio non est de hoc mundo, cum non sit in tempore.
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