Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 91

in der Kreatur, es wäre also ontisch begründet”). Diese Gedanken stecken in Vielem noch in scholastishem Gewande; sie müssen aber im Gesamtzusammenhang aus Eckharts idealistischer Grundeinstellung interpretiert werden, da es sonst auch nicht einsichtig wäre, wie er diese Argumente gegen seine Gegner anführen kann.

Entscheidend für das Verständnis Eckharts ist, daß man das Nichts der Kreatur nicht als absolute Negation, sondern als Privation versteht, diese auch als eine totale. Aus der Verkennung dieses Sachverhalts spricht Denifle von der Gefahr des Akosmismus (Den. 517 n. 2) und Thery versucht mit vieler dialektischer Mühe, doch noch einen „richtigen“ Sinn in Eckhart hineinzubringen (cf. III 554 n. 2: 556 n. 2). Karrer flüchtet sich in eine Unterscheidung von erkenntnistheoretischem Etwas und religiös gewertetem Nichts der Dinge (M. E. 298) und schwächt das reine Nichts zu einem relativen ab, weil es nur die Angelegenheit einer Wertung sei. Es läßt sich nicht leugnen, daß zahlreiche Stellen den Begriff des komparativen Nichts kennen cf. Pf. 42: 141, 15: Alle ereaturen, die got ie geschuof oder noch schöpfen möhte ob er wolte, daz ist allez ein wenic oder ein lützel gegen gote”). Es ist aber sehr bezeichnend, daß in die Komparation der Besriff der Reinheit des Nichts aufgenommen und somit die Komparation selbst immanent zersetzt wird: Pf. 5: 51.11: allez daz guot, daz creaturen geleisten mügent, daz ist allez ein lüter bözheit gegen gote. 49: 162,59: Alle creaturen sint snoede unt ein blözniht gegen gote. Nun kann man nicht nach der Zahl der Belegstellen für die eine oder andere Meinung entscheiden. Es handelt sih dabei um die prinzipielle Frage der Interpretation, ob man Eckhart von der Scholastik oder vom Idealismus her zu interpretieren hat. Darüber kann nun kein Zweifel mehr sein. Zudem wird die Lehre vom reinen Nichts durch eine Anzahl Predigten bezeugt, die zum sichersten und vielleicht auch

») 1 248 A—F: Si enim creatura habet aliquod esse quantumcumque modicum sine Deo, tune Deus non esset causa omnium. B. Creatura non esset creata, creatio enim est acceptio ex nihilo.

C. ... duo divisionem dieit et radix est omnis divisionis. Unde si Deus divisus est et duo cum alio quocumque, illud non erit ens; Deus enim est esse et immediata causa omnis esse.

D. ... Deus est unus sine uno et supra numerum; ipse non ponit in numerum cum aliquo habente numerum ...

E.... secundum istos non est infinitum bonum: infinitum enim est extra quod nihil est.

F....: creatura non esset contempnanda, sed amanda utpote in

se et ex se bona.

77