Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 93
Haltung Ec&harts zu verstehen sind. und die zeigen, daß Karrer Eckharts philosophische Stellung gründlich mißkannt hat:
M. E. 299: Omne ens cereatum, acceptum vel conceptum seor-
sim, per se, distinctum a Deo non est ens, sed est nihil, sepa-
ratum enim et distinetum a Deo, separatum est et distinetum ab esse, quia ab ipso Deo, per Ipsum et in Ipso sunt, quaeceumque sunt, et „sine Ipso factum est nihil“ (Trier Ex. 70 vb)
Suum (sc. creature) esse est accipere esse, Deo esse est dare
esse (Trier I Gen. 20 vb).
Diese Texte sind zu interpretieren aus den Relationsschematis heraus: dem terminus generalis „esse“; der Relation „Geben Nehmen“. Es ist darin vorausgesetzt, daß die Kreatur an sich ein reines Nichts ist und daß sie erst Bestand hat in der Relation durch ihre Bestimmung zum ens.
Das Bemühen, für die Kreatur ein „Etwas“, ein Schattensein zu wahren, ist aus den thomistisch-scholastischen Voraussetzungen verständlich. Da Gott die Ursache alles Seins ist, erzeugt er die Kreatur ihrem materiellen Dasein nach, als einen Effekt aus dem Nichts”). Ihr erzeugtes Sein aber ist dem göttlichen unendlich inferior, nur analog. Aus sich ist sie daher ein absolutes Nichts. Bei Eckhart aber besagt die These: „die Kreatur ist aus sich nichts“ nur eine Privation. Aus der Verkennung dieser Sachlage urteilt Thery über Eckhart, es herrsche bei ihm immer die gleiche Konfusion zwischen dem absoluten Nichtsein, der Negation und der Privation (IV 514 n. 6, III 356 n. 1 u. 2). Auch darin geht demzufolge Thery fehl, wenn er meint, Eckhart brauche nur seine zensierten Sätze etwas genauer zu erklären, um der „korrekten“ Theologie durchaus konform zu sein, denn der Satz: cratura est nihil“ wird durch die erklärende Bemerkung „ex se ipso“ keineswegs theologisch korrekt im scholastischen Sinne. Er besagt in Eckharts Gedankenwelt etwas grundsätzlich Anderes (III 35& n. 2).
Die Konvertibilität von ens, unum, bonum führt Eckhart zu der Konsequenz der Konvertibilität ihrer entsprechenden Gegenbegriffe: nihil, multum, malum, peccatum. Jene bezeichnen den Bereich des Habitus, diese den der Privatio”). Damit wird die scholastische respektive Zuordnung von Negation und Privation zum Nichts der Kreatur bzw. zum malum aufgehoben, Beide Begriffe: nihil und malum, sind nunmehr als Privationen verstanden. Durch diese Nebenordnung der privativen Begriffe wird er-
®), Thomas von Aquin S. Th. I, 44, 2,
*) Privatio et habitus duo quedam radix sunt omnium oppositorum. (II. Gen. f. 41 va, cit Koch, Theol. u. Gl. 1928 p. 180.)
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