Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 94

wiesen, daß keine Verwirrung von Negation und Privation bei Eckhart besteht, sondern daß eindeutig alle Negationen als Privationen und demzufolge als bestimmbare zweite Glieder der Relationsschemata zu verstehen sind, die als Nichts in den Sinnraum des logos hereingenommen werden, und die dort ihre Bestimmung zum Gegenstand erfahren. Dieser Sinnbereich ist der Religiöse; es fehlt den Privationen noch die neue Sinngründung, kraft welcher sie in dem neuen Lebens- und Erlebensbereich gegenständlich werden‘). Dadurch, daß jene Begriffe sämtlich privativen Charakter haben, ist ihre Verknüpfung mit dem sinngebenden Übergeordneten notwendig gemacht: Ursprung und Entsprungenes stehen in einer notwendigen Relation: omnia illud quod sunt et quod omnia sunt, per unum et in uno simili quodam modo, sicut privacio in habitu et negacio in affirmacione, quorum est una scientia, et eciam unum scire et eciam unum esse (IIT 424, 29).

Nachdem die absolute Reinheit der beiden opponierten Begriffe, des Seins und des Nichts, sichergestellt ist, kann nunmehr gezeigt werden, was sie in ihrer Verknüpfung und Zuordnung leisten, indem dem Nichts das Sein zu Grunde gelegt, das Nichts ins Sein aufgehoben wird. Das geschieht durch die Schöpfung.

Es muß noch auf einen Ausdruck hingewiesen werden, der mit dem allgemein-formalen Begriff des Nichts konvertibel gesetzt wird und der trotz seiner Finengung auf das speziell Theologische doch einen allgemein ..logischen“ Sinn hat: das malum. Wie das Sein und die Einheit konvertibel sind (ens et unum). so sind es auch ihre Gegenbegriffe: das Nichts und die Vielheit (nihil et multa). Jene fallen unter das Wertprädikat des Guten (bonum) und werden mit ihm konvertibel gesetzt, diese werden demzufolge als mala bezeichnet (cf. n. 100). Das malum ist das Wertprädikat der Privation. Es bezeichnet schlechthin den Bereich des Inhomogenen.

Den. 595,26: in arte omne, quod fit seeundum artem, rectum

‘%) Der privative Charakter zeigt fih in den folgenden Nebenordnungen: III 428,1: omnis numerus cadit ab uno et per consequens a bono, hec enim convertuntur ... unum in bono et numerus in malo ... Peccans enim et recedens ab uno, quod cum bono convertitur, cadit a bono, cadit in multa, cadit in omnia, id est in numerum et per consequens in malum. Sicut enim unum convertitur cum bono et est bonum, sie multum et omnia cadunt in numerum et per consequens in malum, convertuntur cum malo. III 555,4: mala, utpote non encia ... IV 245,2: Mala... inquantum privaciones alicuius esse, sunt

nihil eorum que deus feecit aut faeit. IV 523; IV 346 fl.; 557,1 f.: 588, 5.

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