Der Künstler zwischen Westen und Osten

6 Auf der Suche nach der

Rudolf Steiners Schriften verfolgen kann, wie sie sich herausgeschält hat, bis sie die klassisch-Japidare Form in dem erwähnten Buche erreicht. Eine Doppelschulung, teils erkenntnistheoretischer, teils naturwissenschaftlicher Art, ging voran. Die Verbindung zur Erkenntnistheorie zog Steiner in seiner „Philosophie der Freiheit“. Diejenige zu der Naturwissenschaft in seinen Arbeiten über Goethes Metamorphose der Pflanzen.

Ich möchte nur einen einzigen, ausführlich abgeleiteten Satz aus „Goethes Weltanschauung‘ wiedergeben, um ahnen zu lassen, wie er Kants Erkenntnisschranken überwindet.

„Das Erkenntnisvermögen erscheint dem Menschen nur so lange als subjektiv, als er nicht beachtet, daß die Natur selbst es ist, die durch dasselbe spricht. Subjektiv und objektiv treffen zusammen, wenn die objektive Ideenwelt im Subjekte auflebt, und in dem Geiste des Menschen dasjenige lebt, was in der Natur selbst tätig ist.“

Es ist dies die gleiche Erkenntnisart, die Goethes Schaffen zugrunde liegt. Man denke an dessen Ausspruch: „Wenn wir ja im Sittlichen, durch Glauben an Gott, Tugend und Unsterblichkeit uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen annähern sollen: so dürfte es wohl im Intellektuellen derselbe Fall sein, daß wir uns durch das Anschauen einer immer schaffenden Natur zur geistigen Teilnahme an ihren Produktionen würdig machten.“

Der zweite Teil dieses Satzes sagt also, daß wir nur dann in unserm Innern die Wahrheit über die Außen-