Der Künstler zwischen Westen und Osten

Der Weg des Dichters 265

im ersten Stadium gewesen, aus Mitleid geheiratet. Sie wollte ihm helfen. (Wenn dies ein Fehler ist, so haben sich viele tüchtige Menschen verfehlt.) Aber es war zu spät gewesen. Er hatte die Kraft, sich zu meistern, bereits verloren und war schon damals gegen sie sehr roh gewesen. Sie versuchte ihn, so gut sie es vermochte, gegen sich selber zu schützen und zu verhindern, daß seine Verrücktheiten ruchbar wurden. Einst war er sogar mit einem Messer auf sie eingedrungen.

Jetzt, nach diesem Auftritt beschloß sie, ein Ende zu machen. Sie nahm sich vor, ihn abzuweisen und die Scheidung einzuleiten, um nicht das ganze Leben zu verlieren. Kinder besaßen sie keine.

Oberlin ging auf den Mann zu, dessen Rede, nachdem das Weib hinweggerannt war, wie ein Wasserschwall brodelte, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Passen Sie auf, daß Sie nicht selber in dem Pfuhl versinken.“

„Sie geben diesem Seelenmarder recht,“ schrie der Mann, „dann sind Sie selbst ein Mörder.” Er packte Oberlin an der Kehle. Aber da sprangen die Leute links und rechts von den Stühlen, faßten den Verrückten bei den Armen und beförderten ihn zur Tür hinaus.

Er ging. Aber wohin? Das ist der springende Punkt. Zum Pfarrer des andern Dorfes.

Engerling (so hieß dieser) war voll Neid, daß die Pflanzstätte des Geistes, die Oberlin bebaute, so gut gedieh. „Er stiehlt mir meine Schafe,“ sprach er überall herum.

Wie nun jener Wahnbetörte zu seinem Studier-