Der Künstler zwischen Westen und Osten
366 Der Weg des Dichters
zimmer hereinstürmte und sogleich zu blafern begann, horchte er auf. „Eigentlich habe ich keine Zeit, wollte er wehren, denn er mußte doch die Predigt für den Sonntag fertig machen, und das war morgen. Aber er bedachte sıch: Ist das nıcht der beste Stoff; wırkt der nicht mehr als alle schönen Worte, die man aus den Fingern saugt? Wenn zum Beispiel der Verrückte (das ist er wohl, aber gleichviel) sagt, daß ihn Oberlin im Feuersee ersäufen wollte: Höllisch, nicht. wahr, dieser Satan...
„Seien Sie getrost, mein Freund,“ sprach Engerling. „Ihnen soll kein Härchen auf dem Haupt gekrümmet werden.“
Er ließ sich alles ganz genau erzählen, schickte dann den Mann, der ihm schließlich lästig wurde, fort, ordnete, was er gehört, formte es in Satz und Abschnitt, spickte es mit Sprüchen aus dem Alten Testament. Das ging bis Mitternacht. Dann aß er noch das Büfett leer, Käse und Brot, trank eine Flasche Bier, um die nötige Bettschwere zu bekommen, und legte sich endlich auf das Ohr. Aber er vermochte lange nicht einzuschlafen. Immer wieder kam ihm eine saftige Metapher in den Sinn. Er ließ sie laut erschallen, als ob er bereits auf der Kanzel stünde. Einmal schlug er sogar wütig auf die Decke. Warte nur!
Endlich war er müde, zog die Kappe über seine Ohren, aber seltsam, sogleich wurde sie wiederum weggezerrt und, was das Ungewohnte war, samt seinem Kopfe, in die Höhe, in die Weite, wie ein meterlanger Kegel; aber er vermochte nicht zu schauen, wohin es