Der Künstler zwischen Westen und Osten
268 Der Weg des Dichters
hatte, daß ihm die anständigen Leute aus der Kirche wegliefen und nicht wiederkehrten. Nur Minderwertige blieben ihm treu. Und das ist eben der Grund, warum sein Kirchspiel verlotterte.
Die Gemeinde Oberlins aber blüht noch heute.
II
Das Studium der Steine, wie man es heute gemeimhin betreibt, macht abstrakt. Mineralien und Petrefakte lieben, erfordert eine gewisse Entsagung. Wenn uns die Betrachtung einer Pflanze innerlich bewegt, dergestalt, daß wir Lyriker werden, so bleiben wir den Gesteinen gegenüber vorerst schweigsam. Wir bilden uns zwar Vorstellungen über sie, aber innerhalb derselben verhält sich unser Geist still und ruhig. Er wird in keiner Weise beeinträchtigt oder mitgenommen. Er bleibt frei.
Im Reiche jener Gedanken, die Spiegelbilder der physisch-sinnlichen Welt, das heißt des Leblosen, Anorganischen, Mineralischen sind, findet in der Tat das menschliche Ich seine Freiheit.
Natura, unsere Lehrerin, vermittelt uns jedoch ein noch tieferes Erlebnis des Mineralischen. — Sie sagt: Schaffe ein Abbild von mir. Bedenke dabei, daß Materie von Mater abgeleitet ist. Alle Stoffe entstammen einem mütterlichen Urgrund. Nimm die verschiedenen Metalle und modelliere meine Gestalt, indem du aus dem Material heraus schöpferisch bist. Dann erst lernst du das Wesen der Stofflichkeit kennen.
Wenn wir, getreu diesem Rate, Natura in Eisen bilden, so prägt sich ihr Antlitz demgemäß. Die Stirne