Der Künstler zwischen Westen und Osten
272 00 Der Weg des Dichters
zubringen weiß, wird man imstande sein, einen Roman zu schreiben, der Fülle und Tiefe hat.
Aus solcher Werkgesinnung heraus werden dem Epiker Geschick und ÜUngeschick, Schicksale der Menschen offenbar.
Über keinen Marktplatz kann er schreiten, ohne daß er die Dorfstimmung eindeutig spürt. Überall tritt ihm der Spiritus loci entgegen. In jeder Sprache, die an sein Ohr dringt, findet er die Volksseele. Der Erdgeist spricht zu ihm auf tausend Arten.
— Wenn uns Natura zur Pflanze leitet, damit wir Lyriker werden, und zum Mineral, damit wir uns zum Epiker schulen, so zeigt sie uns das Tier, als jenes Wesen, von dem der Dramatiker am meisten lernt. Das Tier hat die Gestalt, die ihm der Lebenstrieb verleiht. Seine äußere Form ist ein genauer Ausdruck seiner inneren Bewegung. An seiner Physiognomie vermögen wir die Seele abzulesen.
Drei Gruppentypen greifen wir heraus: den Adler, den Löwen und den Stier. — Der Adler, der unbeschwert in den Lüften schwebend auf die Erde niederschaut, ist nicht ohne Grund das Symbol Johannes des Evangelisten, des Denkers unter den Verkündigern. — Der Löwe, das mutvollste Tier, ist das Zeichen des Markus, des Römers, des Rechibringers, des Propheten des göttlichen Gerichtes. — Der Stier, der den Opfertod erduldet, steht im Wappen des Lukas, des Arztes, der voll Mitleid und selbst ein Dulder ist.
Wenn man sich in das Wesen der Vogelwelt versenkt, weiß man bald, was adlerartiges, pfauenmäßiges,