Die Französische Revolution

Der Könige Kampf für Frankreihs Vorherrſchaft in Europa. 5

hofft, verſagt, dazu den Grund gelegt für Englands Großmacht !), als auh im Spaniſchen Erbfolgekriege die erſehnten Früchte ausblieben; wenn Ludwig von einem bourboniſchen Reiche geträumt hatte, das alle Länder franzöſiſcher und ſpaniſcher Zunge in \ſih begriffen, wenn er ſeinen Enkel als ſpaniſchen König — ähnli<h wie Napoleon I. ſeinen Bruder — mit den Worten begrüßte: „Songez seulement que vous êtes prince de France“, ſo wurde 1714 die Unvereinbarfeit der beiden Reiche ausgeſprochen ?).

Wie ſtand es nun im Jnnern des Reichs? Das Königtum hatte ja ſeit Richelieu wieder eine hervorragende Stellung inne, und die Macht desſelben hatte auch hier weitere Fortſchritte gemacht, ſo daß Boſſuet gegen 1670 mit der Behauptung in die Öffentlichkeit („Politik“ Buch 4) trat, daß nah den Worten des 82. Pſalms der König der Statthalter Gottes, wenn nicht ſelbſt ein Gott ſei 8) und daß daher jede Gewalt von ihm ihren Ausgang nehmen müſſe, wie auh ihm alles gehöre ‘). Jm dritten Buch (Abſchnitt 2) wird der König dann heilig genannt ; daher iſt man dem König ſchon aus religiöſem Gefühl Gehorſam ſchuldig: „Gottesdienſt und Ehrfurcht vor dem Könige gehören zuſammen,“ und wie Gott der Vater der Menſchheit iſt, \o der König der Vater ſeines Volkes (Buch 3 und 8). Gewiß ſagte ®) Ludwig von ſich ſelbſt: „Les rois sont seigneurs absolus et ont naturellement la disposition pleine et libre de tous les biens qui sont possédés,“ aber er machte doch den Zuſaßz: „suivant Ile besoin général de leur État.“ Man würde demna< mit der Annahme fehlgehen, Ludwig hätte tun und laſſen können, was in ſeinem Belieben ſtand; das Volk war weit entfernt, eine willenloſe, unbewaffnete, im höchſten Grade ſteuerfähige Maſſe darzuſtellen ®). Es gab nicht einmal ein fixiertes Staatsrecht, durch das er ſeine Verordnungen zu Grundſähen hätte machen ?) oder früheren dauernde Gültigkeit hätte verleihen fönnen. Obgleich es Ludwig gelungen war, ein größeres Frank-

1) Hey >, Deutſche Geſchichte (Bielefeld 1906), Bd. TIT, S. 190.

2) Erdmannsdörffer a. a. O. Bd. Tl, S. 174.

3) „Vous êtes des dieux“ wird Buc 5, Abſchn. 4 von den Königen geſagt.

4) Ko <, Beiträge zur Geſchichte der politiſchen Ideen (Berlin 1892 — 1896), Bd. I, S. 4.

5) Roſcher, Politik (Stuttgart 1892), S. 270.

6) Worte Bur>hardts vom Beamtenſtaate Kaiſer Friedrihs IT.

7) v. Ranke, Franz. Geſh., Bd. IT, S. 202.