Die Französische Revolution

Der Könige Kampf für Frankreichs Vorherrſchaft in Europa. 7

wenig war hier noh immer der Staatsgedanke zur allgemeinen Geltung gelangt.

Weitere Schwierigkeiten geſellten ſih dazu. Als nah Colberts Tode wirtſchaftliche Kriſen eintraten und in den ſtaatlichen Kaſſen Geldmangel ſich zeigte, indem die beſtändigen Kriege die wirtſchaftliche Wohlfahrt gefährdeten, wurde das wohlſituierte und gebildete Bürgertum, welches ja ſeit dem Siege der Geldwirtſchaft Rückgrat des Staatsorganismus geworden war "), der ungleichen Verteilung der Laſten mehr denn je inne, und es regte ſich die Meinung, daß die Herrſchaft eines einzigen Mannes nicht immer von ſelbſtiſchen Zwecken frei bleiben fönnte ?). Tatſächlih hatte ſih Ludwig XTV. von der Aufgabe, die Intereſſen des Volkes — ſo wie es au<h Machiavelli vom Herrſcher verlangte — zu vertreten, entfernt.

Am Ende der Regierung Ludwigs nahm dann no die Oppoſition in anderer Weiſe zu. Nicht allein, daß Boſſuet ein anderer geworden war ®) und die Abhängigkeit des Herrſchers von den ſogenannten Fundamentalgeſezen lehrte und ſeine nicht bloß ſittliche, ſondern auch rechtliche Gebundenheit darlegte, Fénélon und Maſſillon — ebenfalls Kanzelredner wie jener — traten ihm zur Seite. Auch dieſer €) betonte in ſeinen Predigten, daß die Könige ſih nach den Geſetzen richten müßten, daß die Verſchwendung der Kraft des Landes in den ewigen Kriegen um der eiteln Ruhmſucht willen niht zu billigen ſei; auh jener ®°) verurteilte die Eroberungsfriege, er ließ ferner durchbli>en, daß der König als der erſte Diener des Staates zu gelten habe, eine Forderung, der Friedrich Wilhelm T. und der große Friedrich von vornherein und aus eigener Jnitiative nachkamen, eine Forderung, die aber bei den lezten Bourbonen meiſt niht auf Erfüllung rechnen durfte; auch er vergaß nicht, daß die Geſeze über dem Fürſten ſtünden, ja ſogar verlangte er zur Kontrolle désſelben entweder Parlamente mit ihren alten weitgehenden, auh politiſchen Befugniſſen oder Reichs-

1) Mar>8 a. a. O. S. 188.

2) Koch a. a. O. S. 16. 43. 54. A. Ond>en, Geſchichte der Nationalökonomie (Leipzig 1902), Bd. I, S. 250.

3) Wahl, Politiſhe Anſichten des offiziellen Frankreih im 18. Jahrhundert (Tübingen 1903), S. 2—4. In allen ſeinen Ausführungen wird man Wahl aber niht beipflihten können.

4) Roſcher a. a. O. S. 279.

5) Koch a. a. O. S. 89. 90. Ranke, Franz. Geſh., Bd. IV, S. 97.