Die Französische Revolution

8 Erſtes Kapitel.

ſtände oder, da dieſe mitunter gefährlih werden könnten, Notabelnverſammlungen *).

Dieſer letztere Gedanke war es, der dann namentlih na<h Ludwigs Tode Widerhall in Frankreich fand, nur aber, wie wir gleich bemerken wollen, durchaus nicht ſo allgemein wie in ſpäteren Jahrzehnten, weil nur in dem gebildeteren Teil des Volkes, und dieſer war der Zahl nah noch klein. Wie in der Kunſt der Stil der folgenden Regierung ein Nachlaſſen und eine Reaktion bedeutet — um die Worte des großen Kunſthiſtorikers Lübke zu gebrauchen —, er als Feind jeden Zwanges die Symmetrie meidet, das Graziöſe das Grandioſe aufhebt, ſo war es ähnlich in der Politik ?): ein ſhwacher Regent folgte dem ſtarken Monarchen, und Redefreiheit löſte das frühere Schweigen ab. Da ſprah man in den eben entſtehenden Cafés von dem Wachstum der Staatsſchulden oder man zog den Rückgang der politiſchen Macht Frankreichs in den Kreis der Erörterung ?®), da ja der Utrechter Friede 1713 ſhon das Gleichgewicht der Mächte ausgeſprochen hatte. Was Wunder, wenn jezt niht bloß einige hochſtehende Köpfe, ſondern eine Reihe von Stimmen aus dem franzöſiſchen Volke die Parlamente als die Kontrolle der Regierung anſprachen, noh dazu, weil dieſe immer geeignet erſchienen, Hilfe zu bringen; denn die Blüte des Bürgertums war mittlerweile immer mehr in jenes Amt hineingewachſen, und jenem Wunſch auf Vergrößerung der Rechte der Parlamente konnte der Regent nicht umhin, Rechnung zu tragen.

Eine Änderung in der wirtſchaftlichen Lage wurde dann herbei geführt, als das Lawſche Syſtem ſeine Wirkung zeitigte; denn in der von Law angeregten Spekulationswut hatten viele zwar ihr Geld verloren, andere waren reiche Leute geworden oder hatten ihren Beſitz vergrößert; fo z. B. hatte ein Condé ſein Vermögen verdreifacht “). Jedenfalls hatte von nun an der Adelsſtand niht mehr als der reichſte Stand zu gelten ®), und größere ſoziale Gleichheit war die bleibende Frucht dieſer Jahre. Auch das Gute hatte jene Periode, daß ſie die

1) Hettner, Geſch. d. franzöſiſchen Literatur im 18. Jahrhundert (Braunſ<weig 1865), S. 31.

2) Siehe S. 11 und 122 f.

3) Jobez, Louis XVI. (Paris), Bd. II, S. 178.

4) Lav iſſe, Histoire générale du IVe síècle à nos jours (Paris), Bd. VII, S. 337.

5) Koch a. a. O. Bd. I, S. 120.