Die Französische Revolution

Der Könige Kampf für Frankreihs Vorherrſchaft in Europa. 9

Luſt an induſtriellen Unternehmungen gewe>t hatte *). Andere Erfolge geſellten ſih jenen unter der Regentſchaft des Kardinals Fleury zu. Der Handel blühte wieder auf ?), und nicht unintereſſant iſt das Bild, welches uns der venezianiſche Geſandte davon gibt. Es iſt ihm merk würdig nicht nur, wie Frankreich für die Bemannung der Marine bei einem ausbrechenden Kriege forgt, indem die Regierung ihren Seeleuten verbietet, auf fremden Handels\chifſen Dienſte zu nehmen, und indem ſie jene durch Wohlfahrtseinrihtungen an die heimiſchen Fahrzeuge feſſelt; wenn nur Landeskinder auf ihren Schiffen den Dienſt wahrnehmen, ſo kommt das wieder dem Handel zugute. So geſchieht es auch, daß dieſer ſih ſehr wohl mit dem engliſchen vergleichen fann, zumal unter dem Schuß von Zöllen, die namentli<h gegen England gerichtet ſind. Der Venezianer ſchließt mit dem Eingeſtändnis der Hochachtung, welche ihm die neue Blüte Frankreichs abnötigt. „Franciaabondantissima di commercio industriosissim0.“

Unter Fleury war es auch, daß dieſes Land ſeine alte Stellung unter den Mächten wiedererlangte: bezeichnet doh Friedrih der Große ſelber es als Schiedsrichter Europas ®). Gewiß trug es ſi<h damals mit den großartigſten Plänen: Fleury miſcht ſih in die polniſchen Angelegenheiten, um Stanislaus Lesczynski zum Agenten der franzüöſiſchen Politik im Oſten zu machen; ebenſo ſuchte er Skandinavien und die Türkei in ſeine Abhängigkeit zu bringen; er war es, der den Übergang Lothringens an Frankreich anbahnte; er hoffte, im Öſterreichiſchen Erbfolgekriege Maria Thereſias Staat, alſo den alten Erbfeind Frankreichs, endgültig niederzuwerfen, dieſe Herrſcherin dann auf Ungarn zu beſchränken, das übrige unter Bayern, Sachſen, Preußen zu verteilen +). So Großes plante Fleury, ſo mächtig war wieder ſein Vaterland in der auswärtigen Politik: wie Friedrich der Große hier ſeine Macht erkannt hat, ſo ſind ihm auch nicht die Mängel der inneren Politik, die Fehler in der Staatsverwaltung entgangen, und auch hier können wir dem venezianiſchen Geſandten folgen, um einen Einblick in dieſe Verhältniſſe zu gewinnen ®). Der Krieg, in den es ſih 1741 geſtürzt,

1) Jobez a. a. O. Bd. IT, S. 260.

2) v. Ranke, Franz. Geſh., Bd. Y, S. 390 ff.

3) In ſeiner „Wistoire de mon temps“.

4) v. Ranke, Sämtliche Werke, Bd. XXIY, S. 20.

5) v. Ranke, Franz. Geſch. , Bd. Y, S. 394 ff. Dieſe Berichte liegen um 10 bis 19 Jahre ſpäter als die erſtgenannten.