Die Französische Revolution
158 Fünftes Kapitel.
man ſagen, er habe das antike und das mittelalterliche Kaiſertum verbunden. Paris war jetzt tatſächhlih die Hauptſtadt der Welt !). Wie er dieſer für ihre neue Würde ein ſchöneres Gewand gegeben, ſo hat er überhaupt das moderne Frankreich geſchaffen; man denke nur an ſeine Organiſation der Verwaltung, an die Art, wie er ſeine Untertanen zu einem Volke in Waffen umſchuf, und an das Geſeßbuch, welches nah ihm ſeinen Namen hatte! Durch die Kontinentalſperre zog er die heimiſche Jnduſtrie groß. „Die Revolution“, ſchrieb ?) ſpäter Gneiſenau, „hat die ganze Nationalkraft des franzöſiſchen Volkes in Tätigkeit geſeßt, dadurch die Gleichſtellung der verſchiedenen Stände und die gleiche Beſteuerung des Vermögens, die lebendige Kraft im Menſchen und die tote der Tiere zu einem wuchernden Kapital umgeſchaffen, und dadurch die ehemaligen Verhältniſſe der Staaten zueinander und das darauf beruhende Gleichgewicht aufgehoben.“ Ft auh Napoleon des öfteren hart und tyranniſh verfahren, als Vollender des revolutionären Gedankens hat er in den von ihm abhängigen Teilen des Auslandes auh Gutes geſchafſen und hat ihnen die Befreiung von überlebten Einrichtungen und geordnete Zuſtände gebracht ; ſo in manchen Gegenden Deutſchlands oder auh Spaniens.
Nur England war die Macht, welche es wagen durfte, ihm Schwierigkeiten zu bereiten.
„Zwo gewalt'ge Nationen ringen
Um der Welt alleinigen Beſitz,
Aller Länder Freiheit zu verſchlingen,
Schwingen ſie den Dreiza>k und den Blitz.“ So ſang Schiller — in der Erkenntnis, daß aus dem Streben nah wirtſchaftlicher Überlegenheit ein Kampf um die Weltherrſchaft entbrannt war: wie 1783 ſo ſtrebte auch jeht Albion, dem Frankenherrſcher den ſiegreichen Aufſchwung zu wehren ®).
Als dieſer faſt den ganzen Kontinent in ſeine Gewalt oder Abhängigkeit gebracht hatte, konnte dort Ludwigs XVIII. Bleiben nicht länger ſein, und wieder war es die Regierung Georgs IIT., welche dieſem Todfeinde der jebigen franzöſiſchen Staatsordnung Unterkunft
1) Taine a. a. O.
2) Pert, Gneiſenau, Bd. I, S. 302; Sybels H. Z. Bd. LXXIII, S. 199.
3) Wie dieſes Land niht wenig mit den Trägern des Revolutionsgedankens geliebäugelt hatte, ſo durchfkreuzte es jezt na< Kräften Napoleons Pläne und unterſtüßte ſeine Feinde.