Die Französische Revolution

TI. Die Memoiren von Ne>er, Barentin und St. Prieſt. 169

Irrtümer haben ſi< eingeſchlichen !?). Man kann nicht glauben, daß alle ohne Abſicht begangen worden ſind; denn die behandelte Epoche und die Herausgabe des Büchleins liegen doch zu nahe beieinander. Eher ſind jene auf eine Tendenz zurückzuführen. Etwa die, ſi<h von aller Schuld reinzuwaſhen? Aber 1791 ließ ſi< der Ausgang der revolutionären Bewegung noch gar nicht abſehen. Necker ſoll nun damals Neigung gehabt haben, in den Staatsdienſt zurückzukehren; das würde aber nur möglich geweſen ſein, wenn er die Gunſt der herrſchenden Kreiſe wiedererlangt hätte. Mag dem ſein, wie ihm wolle, tatſächlich hat er ſeiner Darſtellung ein liberales Mäntelchen umgehängt. Zwei Beiſpiele für viele! Er will uns überzeugen, daß er ſtets für das unbedingte Steuerbewilligungsreht der Reichs\tände eingetreten iſ und gerade darin das Palladium der bürgerlichen Freiheit erbli>t hat. Er wird niht müde, uns ſeine volksfreundlichen Abſichten aufzuzählen —, aber auf ſeine wirkliche Politik kommt er wenig oder gar nicht zu ſprechen. Welche Stellung er der Krone hat ſichern wollen, erfahren wir niht. Wie durfte er auh? Er rechnete ja jeht no<h auf die Popularität der Menge.

Solche Rückſichten galten niht mehr, als er die zweite Schrift abfaßte. Die Dinge hatten ſich nunmehr geklärt, und die Revolution lag in ihrer ganzen Schrelichleit vor Augen. Aber auh diesmal ſchweigt er über ſeine Pläne, nur daß er diesmal noh ſeinen Groll gegen die alte Gegnerin, die Hofpartei ausläßt, und diesmal beweiſt er oder ſucht er zu beweiſen ſeine Schuldloſigkeit an dem Verlaufe, welchen die Volksbewegung genommen hat. Denn nur die Dummheit und Kurzſichtigkeit ſeiner Gegner habe all das Unglück heraufbeſhworen. Aus dieſer Tendenz entſpringen dann mehrere beabſichtigte oder unbeahſihtigte Fehler. Jmmerhin iſt die Schrift für die Junitage 1789 noh am eheſten zu gebrauchen, mag auh hier manches in der Erzählung ändernswert ſein: doch iſt ſie im ganzen hinter die erſte zu ſtellen; ſo auh na<h A. Wahl.

Von Neckers Memoiren und noh mehr von denen Barentins gilt

375. 435. 466. „Die Schrift enthält kaum ein leiſe angedeutetes Faktum, das niht aus offiziellen Aktenſtü>ken {on vollkommen durchſichtig vorläge“ (Leſer a. a. O. S. 155). Das iſ aber ſicher zu viel behauptet.

1) A. a. O. S. 14. 29. 33. 36— 38. 70—74. 77. 88. 103. 202. 233. 272. 321. 475. Dieſe Seiten enthalten Unrichtigkeiten; ſie brauchen deshalb no< niht ganz voller Fehler zu ſein.